Work-Family-Balance als Coach und Berater – ein Ideenpool

Terminflexibilität, Selbstdisziplin und der Balance-Akt alles unter einen Hut zu bekommen. Wie man als Coach oder Berater ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Familienleben schaffen kann – und auch das eigene Energielevel nicht außer Acht lässt.

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Familienleben ist für viele berufstätige Eltern ein großes Thema – auch im Arbeitsfeld Coaching und Beratung. Zum einen ist Organisationsvermögen gefragt, denn bestimmte Terminwünsche seitens der Klienten haben einen Einfluss auf den Familienalltag. Zum anderen erfordert das selbständige Arbeiten ohne Team Disziplin und die Fähigkeit, sich nicht von anderen familiären Tätigkeiten ablenken zu lassen, die mal eben zwischendurch noch erledigen werden könnten.  

Darüber hinaus ist der Druck, der auf Familien heutzutage lastet hoch und die Anforderungen steigen. Die Kinder brauchen Unterstützung in der Schule. Arbeitgeber fordern Flexibilität und Einsatz. Der Haushalt, die Partnerschaft und das eigene Ich möchten in diesem Konstrukt gerne auch noch einen Platz finden.

Das alles unter einen Hut zu bringen, ist für viele ein Balance-Akt. Hinzu kommt, dass durch verschiedenste Medieneinflüsse die Vergleichbarkeit zwischen dem eigenen Familienmodell und dem anderer immer größer wird. Aus meiner Sicht ein weiterer Faktor, der den Druck erhöht und das Gefühl der Unzufriedenheit fördert.

Der eine Weg für jede einzelne Familie

Die Frage ist nun, wie können mögliche Ansätze und Wege aussehen, um diesem Thema zu begegnen? Mich beschäftigt das Thema als arbeitende Mutter sowohl persönlich als auch im Rahmen meiner Coaching-Tätigkeit und ich glaube, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich ist. Allerdings glaube ich dabei nicht an den EINEN Weg für alle Familien. Doch ich glaube an den EINEN Weg für jede einzelne Familie.

Denn jede Familie hat für sich ihr eigenes Lebens- und Familienmodell und darauf gilt es, die einzelnen Maßnahmen abzustimmen.

Wenn du, wie ich, als Berater und Coach arbeitest, lassen sich die Anforderungen, die an dich gestellt werden, und deine Arbeitszeiten beispielsweise nicht mit denen einer Krankenschwester vergleichen. Ebenso kannst du deine Arbeitszeiten anders gestalten, wenn du selbstständig tätig bist, als wenn du feste Arbeitszeiten hast. Alle diese Modelle haben ihre Vor- und auch ihre Nachteile und die Frage ist, wie sie mit den aktuellen Anforderungen an die Lebens- und Entwicklungsphasen der Kinder und Eltern in Einklang zu bringen sind?

Beruf und Familie in Balance bringen - aber wie?

Über die Jahre als arbeitende Mutter habe ich für meine eigene Vereinbarkeit von Familie und Beruf einiges ausprobiert und mit den folgenden Maßnahmen gelingt mir diese Balance aus Familien-und Berufsleben momentan gut.

1. Es braucht Flexibilität und organisatorische Absprachen

Ich schätze es, in meiner derzeitigen beruflichen Situation als Coach und Berater sehr, die zeitliche Flexibilität zu haben, nicht zu bestimmten Zeiten am Morgen im Büro sein zu müssen. Dadurch kann ich die Kinder in Ruhe in die Schule und in den Kindergarten begleiten.

Gleichzeitig passe ich meine Arbeitszeiten auf die Bedürfnisse und zeitlichen Verfügbarkeiten meiner Klienten an. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass ich auch am Abend oder mal am Wochenende arbeite.

Mit Unterstützung von außen (z.B. durch Babysitter) oder durch den Partner ist es möglich, dass auch solche Modelle funktionieren. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei meiner Erfahrung nach, mit dem Partner im Dialog zu bleiben und gemeinsame Absprachen zu treffen. Darüber hinaus sollten diese Absprachen regelmäßig hinterfragt werden, um zu überprüfen, ob sie für die aktuelle Situation überhaupt noch geeignet sind.

Warum? Weil sich Anforderungen abhängig von den beruflichen Situationen der Eltern und den Betreuungsmöglichkeiten der Kinder kontinuierlich verändern. Ein Kleinkind in der Krippe hat andere Bedürfnisse als ein Schulkind, das Unterstützung bei den Hausaufgaben braucht. Daher gilt es, möglichen Veränderungen gegenüber offen zu bleiben, auch wenn sich die ersten Schritte auf dem Weg dorthin immer erstmal komisch anfühlen, weil sie ungewohnt sind.

2. Morgenroutine, um entspannt in den Tag zu starten

Ich bin alles andere als ein passionierter Frühaufsteher, doch ich habe festgestellt, dass der Tag entspannter verläuft, wenn ich ihn in Ruhe beginnen kann. Deswegen klingelt der Wecker morgens schon gegen sechs Uhr. Dann mache ich mir eine Tasse Tee, die ich in Ruhe genieße. Diese Zeit schätze ich sehr, weil ich mich innerlich ganz in Ruhe auf den vor mir liegenden Tag einstimmen kann.

3. Feste Zeiten für Administratives

Um administrative Aufgaben zu erledigen habe ich einen festen Tag in der Woche, an dem ich all diese ToDos erledige. Dadurch sammeln sich gar nicht erst zu viele Themen an, die dann wie ein riesiger Berg vor mir liegen. Stattdessen habe ich immer kleine Portionen vor mir, die ich in relativ kurzer Zeit gut abarbeiten kann.

4. Das eigene Energielevel im Blick halten

Die Arbeit mit Menschen kann sehr intensiv sein. Deswegen ist es wichtig, sich innerlich immer gut abzugrenzen und auch die eigenen Batterien regelmäßig aufzuladen. Merke ich beispielsweise, dass mich eine Sitzung sehr angestrengt hat, mache ich zwei Dinge: Ich frage mich zum einen, warum mich das Besprochene Thema überhaupt Kraft gekostet hat? Zum anderen tue ich mir selbst ganz bewusst etwas Gutes. Das kann eine Tasse Kaffee in meinem Lieblingscafé sein. Das kann ein ausgedehnter Waldspaziergang sein. Oder eine halbe Stunde in der Hängematte mit einer Zeitung. Solche Auszeiten spenden mir Kraft und Energie, die ich dann wieder für andere einsetzen kann.

Denn was ich über die Jahre gelernt habe ist, dass ich in meinem Berufs- und Familienleben nur dann gut sein kann, wenn es auch mir gut geht. Daher ist es wichtig, den eigenen Bedürfnissen eine entsprechend hohe Priorität und auch Zeit einzuräumen.

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