Der aktuelle Buchtipp von Christoph Ahrweiler

Buch: „Spiel mir das Lied vom Leben“ von Angela Krumpen
Herder Verlag

Ich bin Buchhändler in Rheinbach und als solcher wandern viele Bücher durch meine Hände. Heute möchte ich dir ein ganz besonderes Buch vorstellen, das mir sehr ans Herz gewachsen ist: „Spiel mir das Lied von Leben“ von Angela Krumpen. Angela Krumpen, Journalistin beim Dom-Radio in Köln, hat die Erlebnisse eines der letzten Überlebenden von Schindlers Liste, Michael Emge, aufgeschrieben – und die von Judith Stapf, heute 21 Jahre und Musikstudentin in Berlin. „Vor genau 10 Jahren lernte ich einen der letzten Holocaustüberlebenden von Schindlers berühmter Liste kennen: Michael Emge. Er war 10 Jahre alt und Geiger - wie ich -  als er ins Ghetto und später ins KZ deportiert wurde“, erzählt Judith selbst. Die Protagonistin durfte ich persönlich kennenlernen.


Ein Buch über zwei Generationen

„Das Buch erzählt von der Annäherung zweier entfernter Generationen.“, erklärt Judith.  „Es erzählt tagebuchähnlich, wie sich unsere beiden Leben - so grundverschieden sie sein mögen - in der Liebe zur Musik treffen. Es zeigt, wie Michael Emge seine Erinnerungen und seinen Schmerz zu teilen beginnt und erinnert uns daran, dass jede Generation das Grauen immer wieder neu begreifen muss.“ 

Michael Emge beschreibt sehr eindrücklich aus seiner eigenen Erfahrung die Grausamkeiten der damaligen Zeit, das Leben in den Ghettos und Konzentrationslagern. Man erfährt, zu welchen Abscheulichkeiten Menschen fähig sind, und andererseits, was in den Menschen vorging, die diese Grausamkeiten erleiden mussten. Der Kampf ums Überleben, die Willkür, die Hoffnungslosigkeit und die ständige Angst „wer ist als nächstes dran, wer überlebt diese Hölle nicht.“


Hochaktuell für die gesellschaftliche Situation

Ein Buch, das hochaktuell für die gesellschaftliche Situation in unserem Land ist. „Dass die allgemeine Entwicklung, zu Zunahme von hatespeech und Übergriffen Anlass zu besonderer Anstrengung gibt, ist sicher common sense“, sagt die Autorin Angela Krumpen. „Für mich gilt dieser common sense mit Blick auf dieses konkrete Schicksal von Michael in besonderer Weise.“

Ein berührendes Buch und vor allem ein sehr wichtiges Buch. Die Protagonistin Judith und ich werden mit dem Buch dieses Jahr an mehreren Schulen zu Gast sein, um über das Schreckliche – so hat Judith ehemals den Holocaust genannt - von damals zu sprechen und über das, was sich wiederholen könnte, wenn wir nicht aufstehen und uns dagegen wehren.

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