neuroraum
Neuropsychologie & Neurologie
Seminar

Neuropsychologie und Kunst: Plädoyer für eine Theorie und Methodenerweiterung

Ziel

 

Das Arbeitsfeld der Neuropsychologen sind die sogenannten Gehirnstörungen. Unser Ziel ist es, mit Hilfe von psychometrischen Testverfahren die psychischen (kognitiven und emotionalen) Folgen erworbener bzw. entwicklungsbedingter Störungen zu objektivieren und gegeben falls zu behandeln. Umgrenzte und langsame Erfolge, fehlender Transfer auf Alltagssituationen sowie monotone und wenige motivierende Arbeit - sowohl für Patienten als auch für Therapeuten- sind einige der Probleme, die uns begegnen können.

W. Wundt, Begründer der experimentellen Psychologie, sagte bereits vor über einhundert Jahren dazu: „glücklicherweise fügt es sich, dass da, wo die experimentelle Methode versagt, andere Hilfsmittel uns zu Verfügung stehen“.

Welche Hilfsmittel sind gemeint? Es könnte sein, dass unser aktuelles Wissenschaftsverständnis eingeengt ist. Das Gleichgewicht von Verstand und Intuition, von Denken und Empfinden innerhalb der Neuropsychologie ist verloren gegangen. Die Beschäftigung mit dem Mensch wird immer wissenschaftlicher und materialistischer, nach und nach ist der Eindruck entstanden, dass die (Natur-)wissenschaftliche Methode die einzig zulässige, um die Funktionsweise des Gehirns zu verstehen.

Diese Ansicht hat zu einer Reduktion des Phänomenen Reichtums auf messbare Parameter geführt und kann zu Einschränkungen unseres Potentials im klinischen Alltag führen. Wir haben uns entschieden, den Menschen aus der objektiven, dritte Person Perspektive zu beschreiben. Welche Möglichkeiten gibt es noch?

Inhalt

Zunächst geht es um die Begriffsklärung. Geisteswissenschaft, Naturwissenschat, Kunst.... Wir werden uns mit Theorien über die Psyche und psychische/kognitive Störungen aus verschiedenen Kulturbereichen, die üblicherweise nicht Teil unserer Ausbildung sind, z. b. Anthropologie, Philosophie, Phänomenologie, Geschichte, (Bio-)semiologie oder Kunsttheorie beschäftigen.

Theoretische Kenntnisse in dem oben benannten Bereiche können unser Verständnis von Krankheit und Störung anderer erweitern.

Neuropsychologischen Tests werden andere Methoden (z. b. der Kunsttherapie) gegenüberstellen. Wir diskutieren Fall- und Störungsbildbezogen, mit Schwerpunktsetzung auf die neuropsychologischen Funktionsbereiche (Sprache, Wahrnehmung, Gedächtnis) und Bezugnahme auf psychiatrische Störungen, wie wir mit Hilfe von literarischen, filmischen und kunsttherapeutischen Methoden unser Praxisrepertoire bereichern können.

Es geht darum, den Wissenschaftsbegriff bezogen auf Lebenswissenschaften zu erweitern, dass heißt neben dem objektivistischen Geist auch andere Wesensmerkmale zu berücksichtigen (Intuition, Inspiration, Empfinden) und sie therapeutisch zu nutzen.