Kleiner Baum-Keimling wächst inmitten Jahresringen eines Daumstamms
Seminar

Selbstmitgefühl in der Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Scham, Selbsthass und ein tiefsitzendes Erleben von Unverbundenheit/Einsamkeit sind zentrale Aspekte im Erleben von Borderline-Betroffenen, mit begründet durch extrem invalidierende frühe Bindungserfahrungen. Die damit einhergehenden dysfunktionalen Emotionsregulations- und Interaktionsmuster führen zu starkem Leid bei den Betroffenen, den Angehörigen/ Bezugssystemen und machen die Therapie auch für uns Behandler häufig herausfordernd. Was braucht eine Person, die von einer Borderline-Störung betroffen ist, um ein erfülltes Leben führen zu können? Wie wäre es mit radikaler Akzeptanz ihrer Person – mit all ihren Vulnerabilitäten und Ressourcen - sowie wohlwollender Konfrontation, Ermutigung, Eingrenzung und Beruhigung, je nachdem, was die Situation gerade erfordert? Dies ist die therapeutischen Grundhaltung der Dialektischen Behavioralen Therapie (DBT) nach Marsha Linehan. Basis ist dafür die Vermittlung einer selbstvalidierenden Haltung der Betroffenen sich selbst gegenüber. Doch wie können wir als Therapeut solche eine Haltung wiedererlangen, wenn wir mal erschöpft oder genervt sind oder uns gar ohnmächtig und beschämt fühlen? Und wie können wir eine solche Haltung den Klienten vermitteln? Selbstmitgefühl ist dabei eine zentrale Ressource für Therapeut als auch Klient.  
 

Zielgruppe

Von diesem Seminar können alle helfenden Berufe profitieren, die die folgenden zwei Voraussetzungen erfüllen:

  1. Sie arbeiten psychotherapeutisch, pflegerisch oder beratend mit Patientinnen mit Borderlinepersönlichkeitsstörung
  2. Sie haben bereits eine persönliche Selbstmitgefühlspraxis (z.B. durch den MSC-Kurs oder durch andere Selbstmitgefühlskurse), da wir im Seminar auf die verschiedenen Übungen aufbauen werden
     

Ziele

  1. Herausforderungen und Hindernisse in der mitgefühlsbasierten Arbeit mit Borderline-Betroffenen verstehen
  2. Unterschied zwischen Empathieschmerz und Mitgefühl verstehen
  3. Kompensation von Scham und Ohnmacht erforschen
  4. Selbstmitgefühlsübungen erlernen, um therapeutische Präsenz in Momenten von eigener Scham und Ohnmacht wiederzuerlangen
  5. Die therapeutische Beziehung durch mitfühlende Eigenschaften zu verbessern, wenn Klienten Scham oder Ohnmacht erleben
  6. Prinzipien anwenden, mit Hilfe derer Klienten Hindernisse und Ängste vor Mitgefühl schonend überwinden können 
     

Inhalte

Selbstmitgefühl beschreibt die Fertigkeit,sich selbst umsorgen zu können und weise zu handeln, um sich schrittweise mehr zu akzeptieren. Es ist ein impliziterzentraler Wirkmechanismus in der Psychotherapie und kann auf drei Ebenen integriert werden: 1) Im Umgang des Therapeuten mit sich selbst, 2) in der Beziehungsgestaltung und 3) im Umgang des Klienten mit sich selbst. Paradoxerweise löst Mitgefühl jedoch häufig Misstrauen, Wut und Ängste sowohl in den Behandelnden als auch in den KlientInnenaus, da es unsere frühen Bindungserfahrungen aktiviert: wenn wir unseren Klienten bedingungslose Liebe schenken, entdecken diese die Bedingungen, unter denen sie nicht geliebt wurden.
In diesem Seminar laden wir Sie ein, folgende Dinge zu üben 1) Selbstmitgefühl bei eigener Scham und Ohnmacht, 2) Klienten gegenüber liebevoll und klar Grenzen zu setzen und gleichzeitig radikal validierend zu bleiben und 3) Prinzipien zu erlernen, um Klienten einen sicheren und stufenweiser Zugang zum Selbstmitgefühl zu ermöglichen.

 

Methoden

  • Didaktisches Input mit Videomaterial
  • Fallbesprechungen
  • Selbsterfahrungsübungen durch Selbstreflektion, Achtsamkeits- und Mitgefühlsübungen und Körperübungen in der Dyade mit Einladung zum Austausch in Klein- und Großgruppe
  • Demonstrationen (Live, Video)
  • Rollenspiele mit Fallvignetten
     

Datum:
Fr., 31.07. und Sa., 01.08.2020, jeweils 09:00 bis 17:00 Uhr

Dozentinnen:
Dr. PhD Christine Brähler,
Dipl.-Psych. Eva-Maria Kerp

Preis: 350,00 €