Süddeutsche Psychotherapie-Tage (Quelle: Klett-Cotta/Schattauer)
Fortbildung

2. Süddeutsche Psychotherapie-Tage 2019 mit 29. Stuttgarter Psychotherapie-Tagen

Der Körper in der Psychotherapie

Über Jahrhunderte gehörte der Körper fest in die Hand der naturwissenschaftlich-biotechnisch orientierten Mediziner, die im Laufe der Entwicklung ihrer Disziplin eklatante Erfolge vorweisen konnten. Für die Beschäftigung mit der Seele war kaum Platz. Selbst mit den sensitivsten Untersuchungsmethoden und Bildgebungsverfahren war sie ja nicht dingfest zu machen und geriet so mehr oder weniger in die Zuständigkeit von Philosophie und Theologie.

Erst als Freud Zustände und Krankheiten beschrieb, die keinerlei organische Ursachen aufwiesen, schlug das Pendel der Deutungshoheit mitunter in die Gegenrichtung aus: Bei vielen Krankheiten wurde nun apodiktisch über deren psychische Genese und die „seelische Kur“ als Allheilmittel spekuliert. Die Psychotherapie wurde eher zu einer Geisteswissenschaft mit dem primären Erkenntnisinteresse für „innerpsychische“ Prozesse – und der symbolische Gehalt körperlicher Symptome wurde – wenn überhaupt – verbal bearbeitet. Signale des Körpers in der therapeutischen Interaktion wahrzunehmen war nicht gefragt.

Es entwickelte sich ein unseliger Dualismus mit der parallelen Existenz „zweier Medizinen“, einer für kranke Körper ohne Seelen und einer anderen für leidende Seelen ohne Körper, wie Thure von Uexküll es plakativ formuliert hat.

Glücklicherweise hat sich nach heftigen Grabenkämpfen zwischen „Somatikern“ und „Psychikern“ inzwischen viel verändert. Die Psychosomatik ist eine seriöse Wissenschaft geworden und Psychotherapie als evidenzbasierte Methode der Wahl bei vielen Erkrankungen anerkannt. Der Körper ist in der Psychotherapie nicht nur salonfähig geworden, sondern im Rahmen des biopsychosozialen Modells ein untrennbarer Bestandteil von Diagnostik und Therapie. Eine “Körpermedizin” ohne Psyche erscheint heute genauso reduktionistisch wie eine Psychotherapie ohne Berücksichtigung körperlicher Korrelate.

SPT 2019 (Quelle: Klett-Cotta/Schattauer)

Dieser begrüßenswerten Entwicklung wollen wir mit unserem diesjährigen Tagungsthema „Der Körper in der Psychotherapie“ Rechnung tragen. Unser interprofessionelles Forum für ärztliche und psychologische Psychotherapeuten, aber natürlich auch für die Pflege in den Psychofächern und für Spezialtherapeuten, widmet sich in seinen Hauptvorträgen vor allem 5 Aspekten des biopsychosozialen Spektrums:

  • der Körper als „Schauplatz“ – psychische Probleme äußern sich als körperliche Beschwerden wie bei den Somatoformen Störungen
  • der Körper leidet unter den Folgen einer Erkrankung, die psychische Ursachen hat, wie bei den Essstörungen
  • der Körper verursacht im Rahmen einer schweren Erkrankung psychische Reaktionen wie in der Psychoonkologie
  • der Körper stellt einen Ansatzpunkt in der Therapie dar,
  • Körper und Psyche stehen in ständiger komplementärer Wechselwirkung (Embodiment)

Nach dem großen Erfolg der ersten Süddeutschen Psychotherapietage freuen wir uns auch diesmal auf eine rege Beteiligung und eine fruchtbare Auseinandersetzung über die faszinierenden Facetten und Ansatzpunkte in unserer psychotherapeutischen Beschäftigung mit dem Körper.

Alle Infos zur Veranstaltung und die Anmeldemöglichkeit findet man ab sofort auf der Kongresshomepage. Noch bis zum 15.09.2019 gilt der Frühbuchertarif, bei dem du bis zu 70,- Euro sparen kannst!