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Souverän in schwierigen Therapiesituationen – auch als Berufseinsteiger:in

Eine Frau in gelber Bluse lehnt an einem Tisch, hinter ihr sind Stühle und Bücherregalboards zu sehen.

Als Psychotherapeut:in bist du immer wieder mit neuen und herausfordernden Situationen konfrontiert. Wie gehst du damit um, wenn ein:e Patient:in in wütend wird oder sich in dich verliebt? Ein souveränes Auftreten ist nun wichtig! Aber wie? Gerade als Berufseinsteiger:in fehlt die Erfahrung, die in solchen Momenten die nötige Sicherheit vermitteln könnten. In den neuen Lernvideos von psychotherapie.tools kannst du praktisch miterleben, wie erfahrene Kolleg:innen solche Situationen bewältigen.

Aller Anfang ist schwer. In der Psychotherapie sind wir häufig mit hoch individuellen und komplexen Situationen konfrontiert, die ein sensibles und verantwortungsvolles Vorgehen erfordern. Wie geht man damit um, wenn Patient:innen wütend werden, die Therapie oder dich als Therapeut:in in Frage stellen oder auf einmal Gefühle für dich entwickeln?

Viele erfahrene Psychotherapeut:innen berichten, dass es ihnen auch nach vielen Berufsjahren so ergeht, dass sie auf Situationen stoßen, die neu und/oder schwierig für sie sind - in unserem Berufsfeld lernen wir eigentlich nie aus. Dennoch haben erfahrene Psychotherapeut:innen über die Jahre ein Erfahrungsspektrum aufgebaut, auf das sie in herausfordernden Situationen zurückgreifen können.

Gerade zu Beginn, ob als PiA oder in den ersten Jahren nach der Approbation, können solche schwierigen Situationen eine besondere Herausforderung darstellen. Weil die Erfahrungen mit solchen oder ähnlichen Situationen fehlen – und damit auch die Sicherheit. Dabei ist das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen entscheidend, um in schwierigen Situationen souverän zu bleiben und einen kühlen Kopf zu bewahren.

 

Fallbeispiel: Ein Patient verliebt sich in dich

Stell dir einmal folgendes Szenario vor: Ein 30-jähriger Patient, den du schon länger auf Grund einer depressiven Episode in Behandlung hast, wirkt während der letzten Sitzungen um hundertachtzig Grad verändert. Er kleidet sich modischer, wirkt lebendiger und beschwingter. Zu eurer Stunde erscheint er nun mit einem Blumenstrauß im Arm, den er dir als Geschenk mitgebracht hat. Er spricht davon, wie sehr ihm die Therapie bereits geholfen habe und dass dies alleine an dir als Therapeutin liegt: Weil du so ein „besonderer Mensch“ bist und ihn „noch nie jemand so gut verstanden hat wie du“. Er schwärmt nahezu von dir und deiner Person. Er gesteht dir schließlich, dass er sich auch ein wenig in dich verliebt hat.

Halte einmal kurz inne: Wie fühlst du dich in diesem Szenario? Wie würdest du mit dieser Situation umgehen? Was würdest du nun als nächstes tun?

Ein Strauß rosa-weißer Blumen wird in die Kamera gehalten.

Gefühle in der Psychotherapie: Ein „Berufsrisiko“

Eventuell kommt es dir abwegig vor, dass sich ein:e Patient:in in dich verlieben könnte. Aber gerade wenn der Behandlungskontakt intensiv ist oder lange andauert, kann es durchaus vorkommen. Denn: Patient:innen machen in der Behandlung positive Beziehungserfahrungen, die ihnen in ihrem Alltag möglicherweise fehlen. Da ist jemand, der verlässlich da ist, zuhört, unterstützt und bestärkt. Noyon und Heidenreich (2020) sprechen daher auch von einem „Berufsrisiko“. Viele erfahrene Psychotherapeut:innen haben es mindestens einmal erlebt, dass ein:e Patient:in Gefühle für sie entwickelt hat. Du musst dir also keine Vorwürfe machen oder direkt davon ausgehen, dass du etwas falsch gemacht hast. Dennoch kann es hilfreich sein, den Verlauf und das eigene Verhalten für dich oder in einer Supervision zu reflektieren: Gab es möglicherweise frühe Anzeichen, die du übersehen hast? Gab es Verhaltensweisen deinerseits, die die Gefühle bestärkt haben könnten?

 

Was du in so einer Situation beachten solltest

Wie kannst du nun in der Situation mit dem/der Patient:in konkret umgehen?

1. Eine mitfühlende, aber klare Rolle einnehmen

Drücke Wertschätzung darüber aus, dass dein:e Patient:in sich dir gegenüber geöffnet hat. Definiere aber auch deine Rolle als Therapeut:in und ziehe eine Grenze. Bleibe dabei mitfühlend, aber dennoch klar.

2. Überprüft, inwieweit sich die Gefühle auf die Therapie auswirken

Verliebtheit ist zunächst kein Grund, die Behandlung abzubrechen, aber sie kann sich dennoch zum Störfaktor entwickeln. Schaut daher gemeinsam in der Therapie, was die Verliebtheit für die Behandlung bedeutet und ob sie mit den Therapiezielen vereinbar ist.

3. Bedürfnisse erkennen

Ergründet gemeinsam, welche Bedürfnisse möglicherweise hinter den Gefühlen stehen, z. B. das Bedürfnis nach Bestärkung oder Sicherheit. Im Rahmen der weiteren Therapie könnt ihr dies nutzen, um gemeinsam zu schauen, wie die Bedürfnisse auch im Alltag gelebt und erfüllt werden könnten.

Was in der Theorie erst mal „einfach“ klingt, kann in der konkreten Situation dennoch ganz schön herausfordernd sein. Wie findest du die richtigen Worte? Wie kannst du es schaffen, dich empathisch, aber auch klar abzugrenzen und dennoch mit dem/der Patient:in in einer Therapiebeziehung zu bleiben? Wie kann das konkret aussehen?

Eine Frau sitzt an ihrem Arbeitstisch vor einem Laptop, neben sich Bücher und Blumentöpfe.

Von erfahrenen Psychotherapeut:innen lernen

Wünschst du dir in solchen Momenten auch manchmal, bei erfahrenen Psychotherapeut:innen einfach mal „Mäuschen zu spielen“? Und ihnen dabei zuzuschauen, wie sie mit solchen oder ähnlichen Therapiesituationen umgehen?

Die Lernvideos von psychotherapie.tools geben dir jetzt die Möglichkeit dazu! Sie bieten dir einen unmittelbaren Einblick in die praktische Arbeit erfahrener Psychotherapeut:innen und zeigen, wie diese in schwierigen Situationen agieren, z. B. wenn ein Patient ihnen sagt, dass er in sie verliebt ist. Aber auch andere Problemsituationen sind in den verschiedenen Lernvideos dargestellt: von Wut und Verschlossenheit in der Therapie bis hin zu Suizidalität. Durch den audiovisuellen Zugang kannst du die Situationen praktisch miterleben und von den Expert:innen aus den Bereichen DBT, mentalisierungsbasierter Therapie, Schematherapie und CBASP lernen. Am Ende der Szenen reflektieren die Expert:innen ihre Entscheidungen, benennen eigene Unsicherheiten in der jeweiligen Situation und wie sie mit diesen umgegangen sind.

Neugierig geworden? Die Lernvideos kannst du auf psychotherapie.tools streamen und entdecken.

 

Zum Weiterlesen:

Noyon, A. & Heidenreich, T. (2020). Schwierige Situationen in Therapie und Beratung 34 Probleme und Lösungsvorschläge. Weinheim: Beltz.