Die Auftragsklärung im Coaching
Damit die Coachingstunde nicht zur teuer bezahlten Plauderstunde wird, braucht es eine gute Auftragsklärung. Würdest du das so unterschreiben? Wahrscheinlich ja. Aber obwohl viele Coaches darum wissen, wird die Auftragsklärung im Praxisalltag oft vergessen oder unterschätzt. Was hinter einer guten Auftragsklärung steckt und warum die Frage nach der Frage so wichtig ist.
Die hohe Kunst im Coaching liegt darin, unseren Klient:innen eine positive Coachingerfahrung zu ermöglichen. Damit sie gestärkt und motiviert aus der Coachingsession gehen. Damit sie klarer sehen, wissen, wo sie stehen und eventuell den nächsten Schritt setzen können. Und im besten Fall auch, damit sie überall weitererzählen mögen, wie gut ihnen das Coaching getan habe. Welche Kunst wendest du als Coach:in hier an?
Perspektivenwechsel
Nehmen wir an, du hast ein Coaching gebucht. Du findest dich zum vereinbarten Termin ein und nimmst Platz. Dann fragt dich dein:e Coach:in, wie es dir heute geht. Dann, welches Thema dich denn derzeit beschäftigt.
Jetzt beginnst du zu reden und zu reden, kommst vom Hundertsten ins Tausendste. Dein:e Coach:in wird bemüht sein, dich zum brennendsten Thema hinzuführen. Er/sie muss dich schließlich festnageln. Dein:e Coach:in fragt dich, was passieren muss, damit sich die Coachingstunde für dich gelohnt hat. Ob es nun jenes Thema sei, dass dich derzeit am meisten beschäftige. Er/sie wird immer wieder nachfragen, dich löchern. Und schließlich fragen, ob er/sie dich genau dazu coachen darf. Alles lauter Fragen. Aber damit klärt der/die Coach:in mit dir deinen Auftrag an das Coaching. Er/Sie holt sich bei dir den Auftrag ab, dich zu coachen. Du gibst dein Einverständnis und eine klare Vorgabe. Somit ist dein Denkprozess auf Schiene und die Lösung für dich ahnbar. Erst, wenn du einwilligst hier auf dieses Thema, diese Frage, dieses Problem, diese Entscheidung, diesen Konflikt schauen zu wollen, geht das Coaching richtig los.
Auftrag + Klärung = Reflektor
In der systemischen Coachingausbildung wird der Teil der Auftragsklärung als wesentlicher Punkt der Coachingeinheit gelehrt und geübt. Im Praxisalltag werden ihre Bedeutung und Wirkung leider oft vergessen und unterschätzt. Durch unsere eigene Erfahrung und Geschichte sind wir selbst in unserer Rolle als Coach:in oft verleitet, unseren Coachees die Worte in den Mund zu legen, weil wir glauben das Problem mit der Lösung erkannt zu haben.
Macht man sich einmal die Wortzusammensetzung „Auftragsklärung“ bewusst, also „Auftrag“ und „Klärung“, wird deutlich, dass es sich um eine doppelte Absicherung handelt. Dass man als Coach:in auf Nummer sicher gehen muss.
In die Auftragsklärung fallen nämlich zwei wichtige reflektorische Faktoren, denen der/die Coach:in genug Zeit widmen sollte:
- Ausformulierung von Erwartungen, Zielen und Wünschen seitens der Klient:innen. Damit gemeint ist der Auftrag an das Coaching, wie es am Ende sein soll.
- Die Definition des Themas also die Klärung des Problems, was am Ende sich auflösen soll.
Klar ist, dass die Auftragsklärung zu Beginn eines Coachings steht. Sie macht einen großen Teil der Coachingeinheit aus.
Der Auftragsklärung kann während des Coachings viel Zeit geschenkt werden.
Du als Coach:in stellst also so viele Fragen, wie nötig, damit deine Klient:innen auf den Punkt kommen. Konkret eignet sich hierfür die offene Fragenstellung. Die wichtigsten W-Fragen (wie, wo, wer, was) bringen den Klient:innen am ehesten Klarheit.
Perspektivenwechsel
Nehmen wir an, du wirst von dem/der Coach:in nicht gefragt, ob er/sie dich zu deinem bestimmten Thema coachen darf. Was passiert dann? Ihr bleibt beide im Ungewissen. Das Coachingthema wird nicht dingfest gemacht und versumpft in unklaren Gedanken und Überlegungen. Es kommt keine Orientierung zustande. Dein konkreter Wegweiser fehlt. Weil der/die Coach:in dich nicht fragt, wird die die Chance genommen, deine innere Stimme wahrzunehmen. Sie könnte dir sagen, was du dir heute ansehen willst. Es bleibt beim Reden um den heißen Brei. Die Coachingstunde wird zur bezahlten Plauderstunde, die dir nichts gebracht hat. Daraus entsteht eine negative Coachingerfahrung, die sich unvorteilhaft auf die Beratungsform Coaching auswirkt.
Die hohe Kunst der Auftragsklärung
Die Kunst im Coaching liegt also in der gelungenen Auftragsklärung und damit in nichts anderem als in der Hartnäckigkeit des Fragenstellens. Als wesentliches Coachingtool kommt die Frage zum Einsatz. Die Frage nach der Frage.