Wie du trotz Pandemie wieder zu mehr Leichtigkeit findest
Lockdown, soziale Distanz und diffuse Besorgnis. Merkst du auch, wie die Corona-Pandemie immer mehr an den Nerven zehrt – sowohl bei deinen Klient*innen als auch bei dir selbst? Wie du mit Achtsamkeit und Übungen aus dem Lachyoga für einen Moment Abstand von der Pandemie bekommen, dir selbst etwas Gutes tun und wieder mit mehr Leichtigkeit für deine Klient*innen da sein kannst.
Es wurde schon oft gesagt: Die Corona-Pandemie wirkt wie ein Brennglas. Sie zeigt unbarmherzig alle Schwachstellen und Defizite auf – seien sie gesellschaftlicher oder struktureller Natur. Das Gesundheitssystem, die Digitalisierung, Klimaschutz, unser Bildungssystem... Corona macht vor nichts Halt. Auch auf individualpsychologischer Ebene spüren viele die Auswirkungen davon. Die Illusion von Sicherheit, auf die wir uns all die Jahre verlassen haben, ist zerplatzt und viele spüren ein Gefühl von diffuser Besorgnis oder aber auch Unmut und Ärger über die verhängten Maßnahmen. Keine einfache Situation – für uns alle!
Ich habe bei vielen meiner Patient*innen festgestellt, dass Corona sie zerbrechlicher und verwundbarer gemacht hat. Themen, die lange unter der Oberfläche gehalten wurden, brechen nun auf und führen zu vollkommen neuen Herausforderungen. Bewährte Schutzstrategien funktionieren auf einmal nicht mehr und die Klient*innen sind überfordert. Auch ich als Therapeutin fühle mich, öfter als vor Corona, an meinen Grenzen und es fällt mir manchmal schwerer, eine professionelle Distanz zu wahren. Mein Supervisor freut sich dieser Tage viel mehr über mich!
Was können wir tun, um besser mit der Situation zurecht zu kommen? Wie können wir sicherstellen, dass wir unseren Klient*innen trotz unserer eigenen „Corona-Sorgen“ eine mitfühlende, akzeptierende und authentische Begleitung bieten?
Krisen als Chancen für Entwicklung nutzen
Diese Zeit kann eine Chance sein, wieder besser mit sich selbst in Kontakt zu kommen und Themen anzuschauen, die lange genug vor sich hin geschwelt haben. Eine Chance, uns ganz auf Aristoteles zweite Säule des gelingenden Lebens zu konzentrieren. Der griechische Philosoph benannte zwei Säulen für das sogenannte „gute Leben“: Den Hedonismus und die Eudaimonie. Die Kontaktbeschränkungen und der Lockdown erschweren es, unsere vertrauten hedonistischen Gewohnheiten zu pflegen. Die erste Säule bröckelt daher bei vielen oder ist schon am Zusammenbrechen. Umso mehr Gewicht ruht nun auf der zweiten.
Eudaimonie (was wortwörtlich „guter Geist“ bedeutet) beinhaltet Authentizität, Sinnhaftigkeit, Exzellenz (Streben nach Höherem) und Entwicklung. Alles gute Punkte, die man sich gerne genauer anschauen kann und die – ganz im Sinne der Positiven Psychologie – großes Entwicklungspotenzial in sich tragen.
Nun wissen wir natürlich auch, dass die Sinnfrage allerhand aufwirbeln kann: unangenehme und/oder schmerzhafte Erfahrungen aus der Vergangenheit, vermeintliche Fehlentscheidungen, das Erkennen der eigenen Unzufriedenheit oder die Erkenntnis, nicht das Leben zu leben, wovon man immer geträumt hat. Das kann in einer ohnehin schon schwierigen Situation schnell zu einer Negativspirale führen. Deshalb präferiere ich immer einen ressourcenorientierten Ansatz, selbstverständlich auch in „der Arbeit mit sich selbst“. Zwei universelle Ressourcen sind für mich Achtsamkeit und Humor. Sie helfen, uns unseren eigenen „Baustellen“ freundlich und mit einem zwinkernden Auge zuzuwenden.
Sich auf sich selbst fokussieren
Mittels achtsamer Wahrnehmungsfragen im Rahmen eines kleinen Eigen-Focusing können wir uns immer wieder gut im Hier und Jetzt verorten, und unseren Fokus ganz behutsam auf das Positive, Stärkende und Gelingende lenken. Damit fühlen wir uns wieder selbstwirksam und kommen zurück in unsere Kraft. Manchmal können auch angeleitete Meditationen, positive Kindheitserinnerungen oder Fantasiereisen sinnvoll sein, um uns wieder mit unseren Stärken zu verbinden.
Diese Eigen-Interventionen sind vor allem jetzt, in einer sehr unsicheren Zeit mit vielen diffusen Ängsten und Sorgen, sehr hilfreich, um Gedankenkarusselle oder Negativspiralen stoppen zu können und sich nicht länger fremdbestimmt fühlen zu müssen. Achtsamkeit kann uns dabei helfen, uns mit unseren Gefühlen und Gedanken auszusöhnen und uns so wieder stimmiger und authentischer zu fühlen.
So ein Mini-Focusing vor Therapiebeginn ist hilfreich, um unsere Klient*innen mitfühlend, kongruent und wertschätzend begleiten zu können.
Humor schafft eine hilfreiche Distanz
Die (für mich) mächtigste Intervention, um schnell in eine gute und stabile Gemütslage zu kommen und Abstand zu gewinnen, ist der Humor. Ein leichter, verspielter Umgang, gerade mit schweren Themen, schafft eine hilfreiche Distanz, aus der heraus Emotionen in erträglichen Dosen erlebt werden können. Wie du deinen eigenen Humor kultivieren kann, kannst du hier nachlesen.
Quasi ein Teilbereich des (therapeutischen) Humors ist die kindliche Verspieltheit und das Lachen. Gerald Hüther sagt: „Begeisterung ist Dünger fürs Gehirn“. Wenn uns etwas Spaß bringt und wir uns in einem verspielten Modus befinden, dann ist unser Gehirn bereit für neuroplastische Veränderungen: Bahn frei für neue Denk- und Verhaltensmuster!
Wir können versuchen, auf die immer wiederkehrenden Herausforderungen der aktuellen Situation einfach mal ganz anders – positiv und heilsam – zu reagieren, indem wir vielleicht erst mal nur „so tun als ob“.
Mit Lachyoga zu mehr Leichtigkeit finden
Beim Lachyoga versucht man, über die körperlich-mechanische Ebene – also durch das „so tun, als ob“ – ins Lachen zu kommen. Während Kinder häufig noch beim Erleben positiver Emotionen lächeln oder lachen, wird bei Erwachsenen meist nur noch auf der kognitiven Ebene ein Lachen oder Lächeln ausgelöst, z. B. durch einen Witz. Indem wir so tun, als ob wir lachen würden, kann sehr schnell ein echtes Lachen und ein Zustand von kindlicher Verspieltheit erreicht werden.
Neben meiner Zusatzqualifikation als Humorberaterin (HCDA-Akademie) bin ich auch Lachyoga-Lehrerin nach Dr. Madan Kataria. Er hat ganz genaue Vorstellungen, wie eine Lachyoga-Stunde abzulaufen hat. Ich nutze jedoch einzelne Übungen ganz gezielt, um mir selbst etwas Gutes zu tun und meine Laune zu heben. Mittels dieser einfachen „positiver Körperarbeit“ können wir schnell für eine helle und fröhliche Atmosphäre sorgen, in der sich Schweres auf einmal viel leichter anfühlen kann. Diese sich ganz ohne Anstrengung einstellende Leichtigkeit hilft uns dabei, Abstand von der momentanen Pandemie-Situation zu bekommen. So können wir uns wieder frisch und offen unseren Klient*innen widmen.
Probier es einfach mal aus
Lachyoga erfordert ein wenig Mut, seine eigenen Schamgrenzen anzuerkennen und sich dann ein klein bisschen darüber hinwegzusetzen. Ich möchte dich ermuntern, dich einfach mal darauf einzulassen und dies auszuprobieren. Die von mir vorgestellten Übungen funktionieren auch, wie du sehen wirst, sehr gut virtuell.
Ein paar Übungen zum Ausprobieren und Mitmachen, habe ich dir in einem kleinen Video zusammengestellt: