Wie du als Frau ein Coaching-Business führst: ein Mythos und vier Learnings

Wird dein Coaching-Business nur dann erfolgreich, wenn du als Frau genug „männliche Qualitäten“ mitbringst? Ein überholter Mythos, sagt unsere Autorin Steffi Jungbauer von Soul Rebel Coaching. Wie Vertrauen, Balance und weibliche Intuition dein Coaching-Business positiv beeinflussen können.

Vielleicht kommt dir der Mythos bekannt vor, der besagt, dass du als Frau möglichst viele männliche Attribute entwickeln musst, damit du mit deinem Coaching-Business so richtig erfolgreich wirst. Dieser Mythos ist, soviel sei an dieser Stelle bereits verraten, nicht wahr. Aber das Bild der toughen Geschäftsfrau, die nur als besserer Mann erfolgreich sein kann, ist immer noch in vielen Köpfen. Darum im Folgenden meine Learnings aus vier Jahren Selbständigkeit als Coach.

Vorab eine Unterscheidung, was als männliche und weibliche Qualitäten verstanden werden kann.
 

Männliche vs. weibliche Qualitäten

Beide Geschlechter tragen beide Anteile - männliche wie weibliche - in sich. Es geht mir also nicht um Klischeebilder, sondern um ein Verständnis von unterschiedlichen Qualitäten, die die Überschriften männlich und weiblich tragen. Diese Überschriften könnten auch Himmel und Erde heißen. Lass dich davon also nicht irritieren.

Bei den “männlichen” Qualitäten geht es um die Betonung von ...

  • Leistung
  • Verstand und Denken
  • Machen und Kontrollieren
  • Ziele verfolgen
  • Aktivität im Außen
     

Bei den “weiblichen” Qualitäten geht es dagegen um die Betonung von …

  • Geschehen lassen und Vertrauen
  • Träumen
  • Fühlen
  • Intuition
  • Aktivität im Innen

Das Quäntchen Wahrheit am Mythos

Es stimmt: Frau braucht Durchsetzungskraft, Stärke, Leistungsfähigkeit, manchmal Kampfgeist, strategisches und analytisches Denken und ihren Verstand, um ein Coaching-Unternehmen aufzubauen. Diese “männlichen” Qualitäten sind also nötig und wichtig. Es geht darum, phasenweise Vollgas zu geben, um Dinge zu kämpfen, Projekte entschlossen voranzutreiben und Ideen tatkräftig umzusetzen.
 

1. Lerne zu unterscheiden, wann es ums Durchpowern und wann ums Loslassen geht

Gleichzeitig erlebe ich es phasenweise als sehr wichtig, “weibliche” Qualitäten im Coaching-Business zu leben: die Fähigkeit, loslassen zu können, anstatt sich immer weiter in Dinge zu verbeißen, die einfach nicht fruchten wollen; die Fähigkeit, den Dingen ihren Lauf zu lassen, ohne kontrollierend auf sie einzuwirken, zu vertrauen und auf die eigene Intuition zu achten.

Am erfolgreichsten und fruchtbarsten empfinde ich die Phasen, in denen ich intuitiv spüre, welche Qualitäten gerade gebraucht werden: Es gibt Phasen, da geht es darum, zu powern, Dinge auf den Weg zu bringen, aktiv zu werden, im übertragenen Sinne Samen zu säen. Und dann gibt es Phasen, da geht es ums Loslassen, um das vertrauensvolle Abwarten und den Dingen ihre Zeit geben.

Das ist keinesfalls mit Passivität oder Nichtstun zu verwechseln. Es geht vielmehr darum, zu spüren, wann das eigene Einwirken das Vorhaben nicht mehr voranbringt. Wenn alles getan ist, darfst du loslassen.

Du kennst es wahrscheinlich selbst: Du hast dir etwas in den Kopf gesetzt, zum Beispiel, dass du eine Kooperation mit einer bestimmten Person machen möchtest. Du schreibst die Person an, sie meldet sich aber nicht zurück. Du schreibst ihr nach einer Weile ein zweites Mal. Wieder keine Antwort.

Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: weiter verbeißen, weiter nachhaken, Frust über die ausbleibende Antwort aufbauen und die Person vielleicht sogar mit abwertenden Gedanken belegen (“Fühlt sich wohl zu gut, um mit mir zu arbeiten?!”). Das würde bedeuten, weiter im Macher-Modus zu bleiben, zu versuchen, Kontrolle auf die Situation auszuüben.

Oder Möglichkeit Nummer zwei: anerkennen, dass du nur begrenzt Einfluss nehmen kannst, dass du getan hast, was nötig war (zwei Mails zu schreiben und dein Interesse zu bekunden) und dann loslassen. Loslassen meint hier akzeptieren und den Gedanken zulassen, dass es womöglich nichts mit der Kooperation wird und damit in Frieden sein.
 

2. Dein Mindset macht den Unterschied

„Was werden soll, wird werden, und was nicht werden soll, wird nicht werden”, ist eine Einstellung, die mir sehr weiterhilft, wenn es ums Loslassen geht. Sie erkennt an, dass wir nicht auf alles Einfluss und die Dinge ihre eigene Ordnung haben. Wenn dein Mindset von Gedanken wie „Wenn ich nichts tue, bewegt sich nichts in meinem Unternehmen” oder „Für Erfolg muss man hart arbeiten” geprägt ist, wird sich das auf deine Arbeitsweise auswirken. Das ist weder gut noch schlecht, die Frage ist vielmehr, wie lange eine Selbstständigkeit gut geht, die auf solchen Annahmen ruht und welche Preise du dafür bezahlst: Wenn der Frust zunimmt und die Energie stetig weniger wird, lohnt es sich, einen Blick auf die eigenen Einstellungen zu werfen und Kurskorrekturen im Denken vorzunehmen.

3. Lerne dich selbst gut kennen

Manchmal geht es genau darum, am Ball zu bleiben und für eine Sache zu kämpfen, bis du sie hast. Ob das in der jeweiligen Situation der Fall ist, wird dir deine Intuition verraten. Je besser du dich selbst kennst und mit dir verbunden bist, desto besser ist dein Zugang zu deiner Intuition. Du spürst dann, ob es ums Dranbleiben oder Loslassen geht.

Du kannst dich mit deiner Intuition verbinden, indem du Zeit mit dir alleine in deinen Arbeitsalltag einplanst. Gehe in dieser Zeit in dich, also benutze kein Smartphone oder PC. Du brauchst nicht zwangsläufig zu meditieren, ein Spaziergang ist auch super, um mit dir selbst in Kontakt zu treten. Spüre beim Spazierengehen in dich hinein und frage dich: Wie gehts mir gerade? Was beschäftigt mich? Welche Gefühle wollen sich zeigen? Nimm Kontakt zu deinem Seelenleben auf, jeden Tag ein Stück. So lernst du dich selbst kennen und weißt, wie du tickst und was dir guttut.

4. Schaffe Balance, auch wenn es schwerfällt

Es geht meiner Erfahrung nach darum, eine Balance zwischen “männlichen” und “weiblichen” Qualitäten im Coaching-Business herzustellen. Du kannst sie dir wie Werkzeuge vorstellen, die du dir zu unterschiedlichen Zwecken und Zeitpunkten zunutze machst. Indem du lernst, klug zu wählen, sparst du dir Zeit und Nerven.

Wenn du spürst, dass du rennst und rennst, gefühlt nicht ankommst und glaubst, nicht innehalten zu dürfen, weil du befürchtest, dass sonst dein Business stagniert, dann achte auf die Signale deines Körpers und sorge für Balance.

Loslassen, entspannen und den Dingen ihren Lauf lassen, kann sehr schwer fallen. Kollektiv sind wir auf Leistung gepolt, Entspannung und Ruhe werden dann schon mal mit Faulheit gleichgesetzt. Überprüfe auch hier dein Mindset: Darfst du auch mal faul sein? Bist du tatsächlich faul, wenn du dir mal einen Tag freinimmst? Welche Einstellung erlaubt dir mehr Leichtigkeit in deiner Arbeit?

Niemand kann immer 100% geben. Lass es nicht soweit kommen, bis dein Körper die Reißleine zieht und krank wird. Sorge vor, indem du bewusst Entspannung und Ruhe in deinen Alltag integrierst.