Die Welt braucht mehr junge Coach:innen… also starte durch!
Du möchtest deinen Weg als Coach:in gehen, hast aber noch keine 5+ Jahre Erfahrung? Du bist noch recht jung? Aber du willst dennoch genau jetzt mit deiner Karriere als Coach:in starten? Dann let‘s go! Du kannst das schaffen. Es geht nicht um ein riesiges Netzwerk oder viele Jahre (Berufs-) Erfahrung. Es kommt auf dich und deine Haltung an.
Seitdem ich 23 Jahre alt bin, coache ich. Ich war die Jüngste in meiner Coaching-Ausbildung. Einige meiner Coachees sind um die zwanzig Jahre älter als ich. Und mir wurde von Beginn an vermittelt, dass all das nicht „normal” ist.
Mir ist es eine Herzensangelegenheit, dass mehr junge Coach:innen sich trauen, in die Sichtbarkeit zu gehen. Es gibt immer mehr junge Gründer:innen und Führungskräfte. Die Arbeitswelt entwickelt sich. Es gibt Coachees jeden Alters, es braucht auch Coach:innen jeden Alters. Lasst uns also auch die Coachingwelt mitentwickeln!
Junge Coach:innen sollten nicht gefragt werden, wieso sie „schon im jungen Alter” coachen. Alter macht uns weder automatisch erfahrener noch besser. Ich bin den Weg als junge Coachin selbst gegangen. Ich kenne die Herausforderungen.
Fragen, wie:
- „Wieso wollen Leute mit mehr Lebenserfahrung von dir gecoacht werden?“
- „Brauchst du nicht noch mehr Erfahrung, um dich selbstständig zu machen?“
habe ich von Beginn an zu hören bekommen. Es war eine Herausforderung für mich und ich musste lernen, damit umzugehen. Die Fragen kommen heute noch. Was sich geändert hat, ist mein Umgang damit.
3 Gründe, warum es junge Coach:innen schwerer haben
Wieso ist es für viele „nicht normal”, dass junge Menschen als Coach:in starten? Drei Faktoren fallen mir immer wieder auf:
1. Alter = Erfahrung
Für viele Menschen steht das Alter einer Person für die Erfahrungen, die sie im Leben gemacht hat. Ja, eine Person mit Mitte vierzig hat in der Regel mehr Erfahrungen im Leben und als Coach:in gesammelt als eine Person mit Mitte zwanzig. Aber wer sagt, dass die Person automatisch besser coacht? Wer sagt, dass du mit Mitte zwanzig für deine Coachees nicht bereits genau die richtigen Erfahrungen mitbringst?
2. Coaching-Ausbildungen
Viele Coaching-Ausbildungen erwarten von den Teilnehmenden ein Mindestalter sowie eine Mindestanzahl an Berufsjahren. Das trägt dazu bei, dass sich viele jüngere Interessierte davon abschrecken lassen. Sie starten keine Coaching-Ausbildung. Somit gibt es viel weniger junge Coach:innen (mit einer Ausbildung). Auch das kann dazu beitragen, dass es für einige ungewöhnlich wirkt, wenn du als junge:r Coach:in startest.
3. Unternehmen
Ähnlich ist es bei vielen Unternehmen, die Coach:innen suchen. Sie erwarten häufig mindestens drei bis teilweise zehn Jahre Berufserfahrung im Coaching. Achtung, Teufelskreislauf: Du willst nach deiner Coaching-Ausbildung mehr Erfahrung sammeln. Du bist noch recht jung, hast dementsprechend wenig Berufserfahrung. Du findest also keinen Job aufgrund fehlender Erfahrung und kannst so keine Erfahrungen sammeln.
So gehst du deinen Weg als junge:r Coach:in
Es ist eine Herausforderung, sich trotz Mindestalter und Erfahrung für eine Coaching-Ausbildung anzumelden, sich auf den Job zu bewerben oder sich als Selbstständige:r zu positionieren. Aber mit der Zeit wird es leichter und du lernst, besser damit umzugehen. Du wirst über dich hinauswachsen, dich stark weiterentwickeln und die Coachees finden, die auf junge Coach:innen warten.
Ich verrate dir sechs Tipps, die mir geholfen haben, meinen Weg als Coachin zu gehen und auch für dich hilfreich sein können:
1. Überprüfe deine Annahmen
Denkst du, dass sich niemand von dir coachen lassen möchte, weil du noch zu jung bist und zu wenig Erfahrung hast? Überprüfe regelmäßig solche und ähnliche Annahmen.
Frage dich: Handelt es sich um Annahmen oder wahre Aussagen? Weißt du, ob alle potenziellen Coachees so denken? Weißt du, ob sich niemand von dir als junge:r Coach:in coachen lassen möchte?
Meine Erfahrung zeigte mir recht schnell: Junge Leute suchen häufig junge Coach:innen. Und auch Menschen mit mehr Lebenserfahrung sind mal bewusst, mal unbewusst auf der Suche nach jüngeren Coach:innen.
2. Deine Haltung macht dich glücklich und selbstbewusst
Nicht nur für unseren Körper und unsere Muskeln ist eine aufrechte Haltung wichtig, auch für unsere Gedanken. Denn unsere Haltung kann nachweislich unsere Stimmung beeinflussen. So kannst du auch im Coaching deinen Coachees ganz anders gegenübertreten.
Probiere es direkt einmal aus: Wie sitzt du gerade da? Wie fühlst du dich gerade? Ähneln sich deine Stimmung und deine Körperhaltung?
Wenn wir angespannt sind, sitzen wir oft mit angezogenen Schultern da. Das wird dein Gegenüber schnell spüren. Du wirkst nicht nur angespannt, sondern häufig auch unsicher. Wenn wir entspannt sind, sind auch unsere Muskeln entspannt und wir sitzen viel lockerer da. Wir wirken selbstbewusster, nahbarer, offener und dadurch auch sympathischer. Auch das wird dein Gegenüber spüren.
Probiere es einmal aus, wenn du dich angespannt fühlst: Versuche bewusst deine Schultern zu lockern und dich entspannt hinzusetzen, lehne dich etwas an und richte deinen Blick nach vorne. Du wirst nach kurzer Zeit merken, wie die Entspannung kommt.
Das Gute ist, dass du diese Körperhaltung üben kannst. So müssen anfängliche, innere Unsicherheiten im Coaching nicht bei deinem Coachee ankommen. Du wirst es spüren, allein durch die Haltung kannst du dich besser und selbstsicherer fühlen.
3. Auf der einen Seite: Niemand muss wissen, wie alt du bist
Du musst aus deinem Alter kein Geheimnis machen, aber du musst es deinen Coachees auch nicht auf die Nase binden, wenn du dich damit unwohl fühlst. Für mich war es am Anfang eine große Sorge: Was, wenn jemand herausfindet, wie jung ich bin? Vertrau mir, kaum jemand wird dich nach deinem Alter fragen. Und du musst es weder auf deine Webseite schreiben, noch deinen Coachees davon erzählen.
Mit der Zeit wirst du merken, dass es deinen Coachees um dich als Coach:in und deine Art zu coachen geht – und weniger darum, wie alt du bist oder wie viel Erfahrung du hast.
4. Auf der anderen Seite: Jede:r darf wissen, wie alt du bist
Wenn du dich dazu bereit fühlst, dein Alter zu kommunizieren, kommuniziere es. Es kann gut sein, dass dein Alter dir helfen wird, dich zu positionieren und sogar Coachees zu gewinnen.
Frage dich: Was macht dich aus? Welche Zielgruppe kannst gerade du gut begleiten? Dein Alter gehört zu dir und macht dich aus, also arbeite damit, wenn es sich für dich gut anfühlt.
Ich begleite Führungskräfte und Unternehmer:innen, die im Schnitt zwanzig Jahre älter sind als ich. Häufig führen sie jüngere Menschen. Nahezu alle haben mir gespiegelt, wie wertvoll es in so einer Rolle ist, eine junge Coachin zu haben. Die Impulse, die du als junge:r Coach:in gibst, werden andere sein. Und genau diese Impulse sind für viele Coachees sehr wertvoll.
5. Hole dir eine:n Mentor:in: Du darfst, kannst und sollst nach Hilfe fragen
Schreibe Coach:innen an, die da sind, wo du hinwillst. Suche dir eine:n Mentor:in. Melde dich in Mentoring-Netzwerken an. Sei mutig und frage nach Tipps. Daraus können tolle Gespräche entstehen und du kannst von der Erfahrung anderer lernen. Lerne, konkret nach Hilfe zu fragen. Es wird dir immer wieder helfen. Das benötigt Überwindung, wird aber mit der Zeit leichter. Egal wie alt oder jung wir sind, egal wie viel oder wenig Erfahrung wir haben, nach Unterstützung zu fragen, ist immer erlaubt.
6. Mache alles so, wie du es auch mit zehn Jahren Erfahrung machen würdest
Handele nicht anders, weil du denkst, du bist noch zu jung, hast zu wenig Erfahrung oder bist weniger Expert:in. Gehe in die Sichtbarkeit, denn du bist Expert:in für das, was du tust. Zeige dich, dein Angebot und schaffe einen Mehrwert, online und offline. Nutze dein Netzwerk, egal ob es fünf, zehn, zwanzig oder mehr Leute sind.
Das Wichtigste ist: Lasse dich nicht von deinem Weg abbringen, egal was andere sagen. Die Welt braucht mehr junge Coach:innen wie dich!