Filmkritik: Verlorene
Ein Familiendrama, das sich auf subtile und stille Weise mit einem düsteren Familiengeheimnis und einem Tabu-Thema befasst. Im Mittelpunkt steht die Beziehung zweier Schwestern, die trotz ihrer vollkommen unterschiedlichen Charaktere bedingungslos füreinander einstehen. Wir haben uns den Film vorab angeschaut.
Der Film „Verlorene“ spielt in einem kleinen badischen Ort. Dort lebt Vater Johann seit dem Tod seiner Frau allein mit seinen beiden jugendlichen Töchtern Maria und Hannah und betreibt einen Handwerksbetrieb. Der provinzielle Alltag der Drei ist geprägt durch Arbeit und regelmäßige Kirchenbesuche. Die beiden Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein: während die unauffällige und angepasste Maria brav und fleißig alle an sie gestellten Aufgaben erfüllt und die Rolle der Mutter zum Teil übernimmt, in ihrer Freizeit Orgel spielt, keine Freunde hat und wie ein Mauerblümchen erscheint, ist die etwas jüngere Hannah pubertär-rebellierend, färbt sich die Haare bunt, streift nachts heimlich mit ihren Freundinnen durch den Ort, hört Punkmusik und träumt von einem Leben ganz weit weg von zu Hause. Trotz dieser Gegensätzlichkeit funktioniert das Familienleben vermeintlich ganz gut, denn jeder hat seinen Platz und seine Aufgabe.
Als Valentin, ein Zimmermann auf der Walz, in den Ort kommt und bei Johann im Betrieb anheuert, gerät das fragile soziale Gefüge der Familie allerdings ins Wanken. Maria verliebt sich in Valentin, der ihre Zuneigung erwidert. Ein düsteres Geheimnis kommt ans Licht, das die Rollenverteilung und das Machtgefüge in der Familie komplett verändert.
Effektvolle Stille
Regisseur Felix Hassenfratz widmet sich mit seinem Familiendrama dem Tabu-Thema Missbrauch, welches er jedoch über weite Teile des Films nicht reißerisch oder plakativ darstellt, sondern sehr leise und subtil. Gerade dadurch gelingt es ihm, verschiedenste Facetten und Folgen der Geschehnisse zu beleuchten.
Musik wird als stilistisches Mittel einzig in Situationen eingesetzt, in denen die Darsteller selbst Musik machen oder hören. Ansonsten kommt der Film gänzlich ohne Filmmusik im Hintergrund aus. Zudem wird auch relativ wenig gesprochen. Die dadurch entstehende Stille überträgt zunächst die Langeweile der Teenager und die Tristesse des Ortes auf den Zuschauer und erzeugt im weiteren Verlauf des Filmes eine drückende, der Handlung entsprechende, Stimmung.
Leider ist es aber vermutlich auch dieser Stille geschuldet, dass der Film zum Teil etwas langatmig erscheint, obwohl die Handlung alles andere als seicht ist.
Badischer Dialekt als Filmelement
Um den Ort und das kleinbürgerliche Leben im Dorf noch authentischer darzustellen, sprechen alle Darsteller im originalen badischen Dialekt. Dies hat zwar den gewünschten Effekt, allerdings ist diese Mundart für ungeübte Ohren leider teilweise sehr schwer zu verstehen, so dass an manchen Stellen Untertitel hilfreich gewesen wären.
Beeindruckende schwesterliche Beziehung
Besonders hervorzuheben ist die im Mittelpunkt der Handlung stehende Beziehung zwischen Maria und Hannah und deren Entwicklung. Während das Band zwischen ihnen zunächst nicht so eng erscheint und es auch häufiger zu Streitigkeiten kommt, wachsen sie durch die Erlebnisse zusammen. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit hängen die beiden sehr aneinander und sind bereit, alles für die andere zu geben, bis hin zur Selbstaufgabe. Mal stützt die ältere die jüngere Schwester und dann wieder umgekehrt. Diese Beziehung zeigt, wie hilfreich es sein kann, sich einem vertrauten Menschen zu offenbaren, wenn die eigene Lage ausweglos erscheint und wie man selbst in den düstersten Situationen bedingungslose Unterstützung erhalten kann.
3 x 2 Freikarten zu gewinnen
„Verlorene“ startet am 17.01.2019 in den deutschen Kinos. Wenn du dir den Film gern ansehen möchtest, lohnt sich ein Blick in unseren nächsten Newsletter. Wir haben auch diesmal wieder einige Freikarten sichern können, die wir dort in Kürze verlosen werden. Falls du noch nicht registriert bist, kannst du dich hier für den psylife-Newsletter anmelden.