Filmtipp: Eleanor & Colette
Der Film "Eleanor & Colette" ist die Geschichte einer besonderen Beziehung zweier völlig unterschiedlicher Frauen und ihres gemeinsamen Kampfes für Gerechtigkeit und Selbstbestimmung. Nach einer wahren Begebenheit erzählt, macht der erfolgreiche Kampf für Menschenrechte Mut und zeigt, welche Kraft sich entwickeln kann, wenn man für die eigenen Überzeugungen einsteht.
Eleanor Riese (Helena Bonham Carter) leidet an paranoider Schizophrenie und weiß, dass sie auf Medikamente angewiesen ist. Als sich bei einem freiwilligen Klinikaufenthalt jedoch starke Nebenwirkungen bemerkbar machen und ihre Ärzte Eleanors Bitten ignorieren, ihre Medikation mitzubestimmen, beauftragt sie die Anwältin Colette Hughes (Hilary Swank), um genau das durchzusetzen. Die beiden wagen den fast aussichtlosen Kampf gegen die Ärzte und die übermächtige Pharmaindustrie und schaffen es tatsächlich, ihren Fall bis zum obersten Gerichtshof zu bringen.
Der Film macht Mut, nie aufzugeben und zeigt, wie wichtig es ist, immer wieder für die Bürgerrechte des Einzelnen zu kämpfen. Besonders für Menschen wie Eleanor, deren Rechte oft ignoriert werden, weil sie keine Stimme, kein Geld oder keine exponierte Stellung in unserer Gesellschaft haben. In diesem Fall ging es um die Selbstbestimmung von Patienten mit psychischen Störungen, die für sich selbst und andere keine Gefahr darstellen, und das Recht bekommen sollten, an Entscheidungen zu ihrer Behandlung selbst teilzuhaben. Ein Recht, das in den 1980er Jahren 150.000 Patienten in Kalifornien nicht hatten.
Es ist auch eine inspirierende Geschichte darüber, wie viel Kraft man aus Beziehung schöpfen kann, wie sie uns dabei hilft zu wachsen, indem wir uns aufeinander einlassen und voneinander lernen. Die beiden starken Frauen haben den Rechtsstreit gewonnen und durch die gemeinsame Beziehung auch ihr Leben gegenseitig verändert.
Im Film sieht man wie die Rechtsanwältin Colette immer wieder mit sich selbst in verschiedenen Situationen ringt. Sie lässt sich schließlich doch auf Eleanor ein. Sie folgt ihr, indem sie Dinge tut, die sie noch nie getan hat. Das führt zu Überraschungen, und die dabei gemachten Erfahrungen verändern die Anwältin. Für die Patientin Eleanor war es enorm wichtig, dass Colette authentisch war. Das spürte Eleanor deutlich und hat diesem wichtigen Bedürfnis nachgegeben. Sie hat das zunächst für Eleanor getan, weil es für sie wichtig war. Und schließlich hat es sie selbst stark verändert und bereichert.
Beziehung heißt, sich aufeinander einlassen. Wenn man das tut, wenn echte Begegnung stattfindet, dann verändert das beide. Voraussetzung dafür ist, ein Stück weit Kontrolle aufzugeben und sich zu öffnen, womit wir uns verletzbar machen. Dafür wiederum braucht es Vertrauen und Sicherheit.
Auch Bessel van der Kolk vom Trauma Center in Boston betont die Bedeutung der Beziehung zwischen Therapeut und Patient. Diese braucht neben Selbstfürsorge das Einlassen des Therapeuten auf die Beziehung. Eine gute Behandlung fußt neben Ausbildung und Supervision idealerweise auf einem eigenen Entwicklungsprozess des Therapeuten, der parallel zu dem des Patienten stattfindet. Patienten sind darauf angewiesen, dass sie Therapeuten begegnen, die aufgrund gemachter Selbsterfahrung in der Lage sind, sich für die Patienten zu öffnen, sich berühren zu lassen und Mitgefühl zeigen zu können.
Neben dem Kampf um Patientenrechte können wir uns als Psychologen und Psychotherapeuten von dem Film „Eleanor und Colette“ berühren und inspirieren lassen: In Beziehung gehen ist die wichtigste Therapeutenvariable und der größte Wirkfaktor. Das bedeutet, sich verändern zu lassen. Und das braucht es auf beiden Seiten.