Ist eine Trennung zwischen Life- und Business-Coaching überhaupt möglich?

Frau sitzt auf der Coch und versucht am Laptop zu arbeiten, während ihre Tochter neben ihr auf dem Sofa hopst.

In Zeiten von Home-Schooling und Home-Office löst sich die Grenze unserer Lebensbereiche zunehmend auf. Ist da eine strikte Trennung von Life- oder Business-Coaching überhaupt noch sinnvoll? Was spricht dafür, sich zu spezialisieren? Und wie findest du heraus, worin deine ganz eigenen, individuellen Stärken als Coach*in liegen? 

Wir leben in Zeiten, in denen die Grenzen zwischen Beruf, Familie und dem eigenen Entfaltungsraum durchlässig werden. Mit dieser Veränderung erleben Coaching-Themen wie Stress, Burnout, Konflikte, Selbst-Organisation, Selbst-Regulierung oder Selbst-Führung eine neue Brisanz. Ganzheitliches und systemisches Denken wird immer wichtiger. Wir wollen Leben und Beruf gemeinsam meistern!

Für mich ist es selbstverständlich, dass sich somit auch das Coaching und seine Handlungsfelder verändern. Die wesentliche Frage lautet: Wo steht der Mensch, der sich im Coaching an uns wendet?

Frau sitzt am Laptop und schaut erschöpft auf den Bildschirm während ein Mann wütend gestikulierend auf sie einredet.

Es geht immer um die Person

Egal welches Coaching-Anliegen ein*e Klient*in mit sich bringt: Letztendlich geht es immer um ihn/sie persönlich. Nehmen wir ein häufiges Coaching-Anliegen: Eine Führungskraft im überlasteten Zustand, zu viel Arbeit, ein Team, das nicht richtig zusammenarbeitet, der eigene Druck der Perfektion. Dieser Stress erzeugt Konflikte – und das nicht nur auf der Arbeit, sondern auch zuhause in der Familie. In beiden Lebensbereichen kommt es zunehmend zu Belastungen. Burnout kann die Folge sein.

In beiden Lebensbereichen ist die Auseinandersetzung des/der Klient*in mit sich selbst zentral: persönliche Motive, Emotionen und Fähigkeiten. Wie geht er/sie mit diesen beruflichen und privaten Situationen um? Und welche Änderungen im Verhalten sind erforderlich?

Wo also liegt der wesentliche Unterschied zwischen Life- und Business-Coaching?
 

Der Unterschied liegt in der Wahrnehmung der Klient*innen

Ein Unterschied besteht darin, dass Klient*innen gezielt nach Kategorien zu ihrem vordergründigen Coaching-Wunsch suchen. Dabei stehen deine Qualifizierung und Reputation absolut im Vordergrund: Welche Erfahrungen bietest du? Aus welchem Background kannst du schöpfen?

Das Business-Coaching und die Klient*innen sind sehr von formalen Qualitätskriterien geprägt. So werden Studium- und Ausbildungs-Standards vorausgesetzt. Eine fundierte Coaching-Ausbildung bei anerkannten Instituten wird „erwartet”, ebenso wie permanente, zertifizierte Weiterbildungen. Selbst die Honorargestaltung und Honorarhöhe wirkt im Business-Coaching nicht unwesentlich auf Klient*innen. Referenzen und Wiedererkennung sind erwünscht. Das Business-Coaching beäugt deinen „Expert*innen-Status”. Business-Coaching setzt eine Professionalisierung in der Zusammenarbeit voraus und erwartet eine klare Positionierung deiner Coaching-Marke, z. B. auf Social Media.

Im Life-Coaching beobachte ich diese fordernde Erwartungshaltung weniger. Life-Coaching erscheint weniger formal starr und stattdessen mehr gefühlsorientiert (was nicht heißt, dass eine fundierte Ausbildung und Expertise nicht ebenso wichtig sind).

Wurzelgeflecht eines Baumes am Ufer eines Gewässers auf dem Waldboden.

Ordne das Coaching-Anliegen einem Spannungsfeld zu

Meine Erfahrung zeigt, dass es zum Start in das Coaching zielführend und effektiver ist, das Coaching-Anliegen einem grundlegenden Spannungsfeld zuzuordnen. Je nachdem ob der/die Klient*in private Herausforderungen meistern muss oder berufliche Zielerreichungen im Fokus stehen, ergeben sich unterschiedliche Ansätze und Interventionsmethoden für das Coaching. Unser Verhalten, Fähigkeiten und Emotionen bestimmen dabei aber immer zentral unser Handeln und unsere Lösungsorientierung - egal ob im privaten oder beruflichen Gewand. In beiden Handlungsfeldern wird der Coaching-Schlüssel der Selbst-Führung übergeordnet relevant.

Deshalb konzentriere ich mich mit meiner Coaching-Expertise auf Spannungsfelder der Klient*innen und nicht auf Zielgruppen. Ich trenne nicht starr in Life- oder Business-Coaching. Ich unterstütze die Klient*innen an den Problem-Wurzeln und schaffe nachhaltige Lösungserkenntnisse.
 

Welches Handlungsfeld passt nun zu dir?

Persönlich bin ich überzeugt, dass besonders eigene Erfahrungen eine*n Coach*in authentisch und das Coaching effektiv machen. Aus welcher deiner Lebenssituationen profitieren deine Klient*innen am meisten? Mit welcher deiner speziellen, beruflichen Kompetenzen ist ein Mehrwert im Coaching-Prozess für deine Klient*innen spürbar?

Aus meiner Erfahrung helfen die folgenden Schritte, um selbst zu reflektieren, welcher Bereich dir am ehesten liegt:

Portrait eines blonden Mannes der schmunzelt, al sei ihm gerade ein guter Einfall gekommen.

1. S-T-A-R: Deine Stärken erkennen

In welchem Thema bist du Lösungs-Expert*in? Die S-T-A-R Übung liefert dir dazu Antworten. S-T-A-R ist keine komplexe Methode, vielmehr locker und leicht. Eigentlich ist die S-T-A-R Methode eine Interviewtechnik in Präsentationen und vor allem in Bewerbungen. Für mich macht die S-T-A-R Methode eigene Stärken für Probleme sichtbar. Mit vier Antworten auf die vier folgenden Fragen kannst du deine Stärken für den Klient*innen identifizieren. 

S-T-A-R bedeutet:

  • Situation: (Situation): Aus welcher Situation (Krise, Sackgasse) hast du dich besonders gut befreit?
  • Task: (Aufgabe): Welche Aufgaben waren dabei zu meistern?
  • Action: (Handlung): Was hast du konkret getan, um die Lösung herbeizuführen?
  • Result: (Ergebnis): Welches Ergebnis hast du dadurch erzielt?

Deine S-T-A-R Lösungen können deine Coaching-Kompetenzen sein! 
 

2. Schaffe Wiedererkennung

Mit folgenden Fragen findest du deine Klient*innen und schaffst Wiedererkennung:

  • Wer hat diese Probleme, die du besonders gut lösen kannst?
  • Woran erkennen die Klient*innen, dass du ihr Problem lösen kannst und schon gelöst hast?
  • Warum sollten dir deine potenziellen Klient*innen das glauben?
Junge Frau liegt auf dem Bauch auf dem Bett und schaut auf ihr Smartphone.

3. Zeige dich mit deiner individuellen Spezialisierung

Zeige deine Coaching-Spezialisierung in den Sozialen Medien. Werde sichtbar für die Probleme deiner Klient*innen. Jedes Social Media Portal hat seinen Schwerpunkt entweder im Bild oder im Text. Deine Klient*innen suchen Themen-Expert*innen: Schreibe Postings, Artikel und ranke diese um deine Coaching-Expertisen. Gestalte die Themen mit Content und ersten Lösungsschritten. So können deine Klient*innen Lösungs-Impulse gleich testen und anwenden.

Mein Fazit? Life- oder Business Coaching - es geht um den Menschen! Egal, ob dieser im Casual-Look auftritt oder eine Krawatte trägt.