Wie du dir nebenberuflich dein Coaching-Business aufbaust

Frau im Blazer im Büro

Du hast deine Coaching-Ausbildung in der Tasche und willst deine Selbständigkeit als Coach:in starten? Du bist aber noch in Anstellung und möchtest dir deine Selbstständigkeit nebenher aufbauen? Der Traum vom erfolgreichen Coaching-Business ist machbar. Lerne 4 Schritte kennen, wie du nebenberuflich dein Coaching-Business aufbauen kannst.

Ich bin den Weg der nebenberuflichen Gründung selbst gegangen und kenne daher die Vorteile und Herausforderungen. Heute arbeite ich hauptberuflich als Coachin mit Gründerinnen und selbständigen Frauen. Ich begleite sie in 1:1 Coachings über mehrere Monate hinweg: auf ihrem Weg der nebenberuflichen Gründung, bei herausfordernden Wachstumsschritten und bei der Neuorientierung, wenn die Selbständigkeit nicht mehr zu den eigenen Werten und Bedürfnissen passt.  
 

Meine eigene Geschichte als Gründerin 

2015 habe ich meine Ausbildung zur systemischen Coachin in Berlin abgeschlossen. Direkt danach habe ich nebenberuflich Soul Rebel Coaching gegründet. Ich hatte nach meiner Berufung gesucht und sie im Coaching endlich gefunden.  

Die ersten 3,5 Jahre war ich neben dem Aufbau von Soul Rebel Coaching in Teilzeit angestellt: Zuerst habe ich bei einem Bildungsträger Coachings für langzeitarbeitslose Menschen gegeben und dann an der Humboldt-Universität zu Berlin ein Projekt zum Thema Studienwahl geleitet, ein Workshop-Konzept für Studierende in der Abschlussphase entwickelt und Studienzweifler:innen und -abbrecher:innen beraten. 

Tasse mit Aufschrift im Wald

Ich habe mich ganz bewusst für eine nebenberufliche Gründung entschieden: Die Zeit des zweigleisigen Fahrens habe ich genutzt, um meine Angebote zu testen und selbstsicher im Verkauf und in meiner Rolle als Coachin zu werden. Coaching ist ein anspruchsvoller Beruf und die Selbständigkeit erfordert Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Die nebenberufliche Gründung habe ich genutzt, um beides zu stärken. 

2018 habe ich meine Anstellung schließlich gekündigt. Es war ein Schritt, der Mut gekostet hat. Ich habe gesehen, dass sich Soul Rebel Coaching und mein Selbstvertrauen sehr gut entwickeln, doch die Frage „Was, wenn es am Ende nicht klappt?“ kam trotzdem auf. Dennoch war immer klar, dass ich diesen Schritt gehen werde. Das habe ich deutlich gespürt. Und ich feiere ihn auch heute noch, denn es war der richtige. Über den Gründungszuschuss bin ich dann in die volle Selbständigkeit als Coachin gelangt. 

Auch du kannst dein Coaching-Business aufbauen! Wenn du das nebenberuflich gründen möchtest, gibt es ein paar Dinge, die du beachten solltest.  
 

Die 4 Schritte für deinen Erfolg in der Übersicht: 

  1. Lerne dein Handwerk als Coach:in und stärke dein Selbstbewusstsein 

  1. Kläre organisatorische Fragen  

  1. Wecke deine innere Geschäftsfrau 

  1. Mach dich sichtbar 

Frau klettert eine Felswand hoch

1. Lerne dein Handwerk als Coach:in und stärke dein Selbstbewusstsein 

Als Coach:in hast du einen anspruchsvollen Beruf. Wenn du bereits Coachings gegeben hast, wirst du bestätigen können, dass es eine Kunst für sich ist, Menschen zu neuen Erkenntnissen und nachhaltigen Veränderungen zu führen. 

Genau aus diesem Grund empfehle ich dir, so viele Übungsmöglichkeiten wie möglich zu nutzen. Indem du dein Handwerk verbesserst, wirst du selbstbewusster in deiner Rolle als Coach:in. 
 

So findest du Übungskund:innen 

Schreibe eine E-Mail an all deine Freunde, Bekannte und (ehemaligen) Kolleg:innen, dass du nun Coachings anbietest. Lass sie wissen, mit welchen zwei bis drei Themen man bei dir richtig ist, und bitte proaktiv um Empfehlungen. Auch Bildungsträger suchen laufend Coach:innen, die z. B. Jobcoachings durchführen. Durch meine Coachings für langzeitarbeitslose Menschen bei einem Berliner Bildungsträger konnte ich mein Wissen intensiv in der Praxis anwenden und mein Selbstbewusstsein als Coachin stärken. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. 
 

2. Kläre organisatorische Fragen 

Wenn du nebenberuflich dein Coaching-Business aufbauen möchtest, gibt es ein paar organisatorische Dinge, die du beachten solltest.  
 

Dein:e Arbeitgeber:in 

Dein:e Arbeitgeber:in muss über deine nebenberufliche Tätigkeit als Coach:in informiert werden. Lies dazu deinen Arbeitsvertrag und bring in Erfahrung, wie das mit einer Nebentätigkeit bei dir geregelt ist. Dein:e Arbeitgeber:in darf dir eine Gründung nicht verbieten, muss aber sein bzw. ihr Okay geben. Wichtig: Du darfst deine Pflichten als Arbeitnehmer:in nicht verletzen oder deinem:deiner Arbeitgeber:in Konkurrenz machen. Investiere bei Unsicherheiten in eine Rechtsberatung, damit du deine Rechte und Pflichten kennst. 

Frau, telefonierend, mit Notizblock

Die steuerliche Anmeldung 

Ein weiterer wichtiger organisatorischer Schritt: die steuerliche Anmeldung beim Finanzamt. Das kannst du online über das ELSTER-Portal oder in Papierform abwickeln. Du bist dir unsicher, was du angeben sollst? Ein:e Steuerberater:in unterstützt dich. Mein persönlich wichtigstes Investment von Anfang an war mein Steuerberater. Er begleitet mich seit sieben Jahren. Zu wissen, dass jemand mit Ahnung im Hintergrund ist, ist sehr erleichternd. 

Praxistipp: Du brauchst auf dich und deine Situation zugeschnittene Antworten. Darum lohnt es sich, in professionelle Beratung zu investieren. Mein Tipp: zehn Minuten selbst googeln und dann zum Telefonhörer greifen. Auch das Finanzamt und die Agentur für Arbeit (wegen des Gründungszuschusses) helfen weiter. Ungeklärte organisatorische Fragen halten dich unnötig auf. Gehe also für Klarheit los und greife zum Telefon statt zur E-Mail. So bekommst du schneller Antworten. 
 

3. Wecke deine innere Geschäftsfrau 

Um Geld mit deiner Tätigkeit als Coach:in zu verdienen, brauchst du ein Angebot und einen Preis. Mach es dir einfach: Starte zum Beispiel mit einzelnen Coaching-Terminen mit 60 oder 90 Minuten Länge. Mach dich nicht verrückt, dass du ein „fancy Angebot“ brauchst. Einzelne Termine sind für den Start eine gute Möglichkeit, um zu üben (siehe Punkt 1) und ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Coaching-Themen und welche Kund:innen dir Freude bringen. 

Du kannst auch mehrere einzelne Termine zu einem Paket zusammenfassen. Dadurch kannst du höhere Preise aufrufen und hast mehr Zeit, um deine Kund:innen zur gewünschten Veränderung zu führen. Folge deinem Bauchgefühl, was sich für dich stimmig anfühlt. Du darfst dein Angebot jederzeit wieder verändern.

Umgekipptes Glas mit Geldmünzen

So findest du deinen Preis 

Viele Coach:innen scheuen sich, angemessene Preise für ihre Coachings anzusetzen. Deinen Preis zu finden, ist kein Hexenwerk: Wähle einfach den höchsten Preis, den du dich traust aufzurufen. Wieviel traust du dich per Stand heute maximal für 90 Minuten Coaching zu verlangen? Wieviel maximal für ein Paket aus z. B. fünf Sessions?  

Der Preis darf kribbeln, sollte dich aber nicht überfordern. Ich bin vor sieben Jahren mit 50 Euro für 90 Min. gestartet. Ich erinnere mich noch an die allerersten 50 Euro, die ich eingenommen hatte - es war ein unglaubliches Gefühl! Mittlerweile ist mein Stundensatz um ein Vielfaches höher. Die Frage „Wer wird das bezahlen?” und die damit verbundenen Unsicherheiten kommen bei jeder Erhöhung. Mach es trotzdem! Sobald die erste Person ein Coaching gebucht hat, sind die Unsicherheiten schnell verflogen. 
 

4. Mach dich sichtbar  

Nur wer sichtbar ist, findet statt, schreibt die Unternehmerin, Moderatorin und Autorin Tijen Onaran. Und sie hat Recht. Du kannst dich online und – wichtig! – auch offline sichtbar machen. Wähle für den Anfang eine Plattform (Instagram, LinkedIn etc.), auf die du Lust hast, und gib ihr eine echte Chance. Denke in kleinen Mini-Sichtbarkeits-Schritten und fordere dich heraus, dich Stück für Stück mehr zu zeigen. Lade ein Foto von dir hoch, setze ein Posting ab, mache eine Story. Und: Vermarkte dein Angebot proaktiv! Die Leute müssen wissen, dass sie bei dir etwas buchen können. Schließlich betreibst du ein Geschäft und kein Hobby, oder?  

Schau dich auch um, bei welchen Offline-Veranstaltungen du einen Input geben kannst, damit dich potenzielle Kund:innen sehen können. Netzwerke brauchen immer Speaker:innen und Menschen, die Workshops halten. Das sind tolle Möglichkeiten, dich zu zeigen und dein Geschäft zum Laufen zu bringen. In einem größeren, offiziellen Rahmen war ich als Coachin zum ersten Mal 2016 bei einer Netzwerkveranstaltung für Frauen sichtbar: Gemeinsam mit meiner damaligen Geschäftspartnerin habe ich einen Workshop zum Thema Sichtbarkeit gegeben. Es war der Stein, der alles weitere ins Rollen gebracht hat. Also trau dich raus aus dem Schatten. 

Frau hält einen Vortrag

Dauerhaft nebenberuflich oder voll selbstständig?  

Zu guter Letzt die wichtige Frage: möchtest du dauerhaft nebenberuflich als Coach:in selbständig sein oder zieht es dich in die volle Selbständigkeit? Beide Lösungen sind gleich richtig. Die Frage ist, welche für dich am besten funktioniert.  

Zwei Punkte kannst du in deine Entscheidung einfließen lassen:  

  1. Entwickelt sich dein Geschäft wirtschaftlich so, dass du perspektivisch gut davon leben kannst? Und falls noch nicht: Bist du bereit, die erforderlichen Schritte zu gehen, damit es in Zukunft der Fall ist?  

  2. Hast Du Lust auf die volle Selbständigkeit als Coach:in samt aller Vorteile und Herausforderungen? Vor allem der zweite Punkt ist meines Erachtens wichtig, denn wo Lust ist, ist oft auch viel Wille, Motivation und Durchhaltevermögen. Beides ist nötig, damit du dein Coaching-Business zum hauptberuflichen Erfolg führen kannst. Für mich war immer klar, dass ich hauptberuflich selbständig sein möchte, weil ich die Freiheit und Selbstbestimmung daran liebe. Die ersten drei Jahre nebenberuflich zu starten, waren die ideale Vorbereitung dafür.