Selbstsabotage in der Selbstständigkeit: So befreist du dich in 5 Schritten
Womöglich geht es dir wie mir: Du hast dich selbstständig gemacht, weil du frei arbeiten, deine Ideen verwirklichen und deine eigenen Entscheidungen treffen willst. Und trotzdem merkst du immer wieder: Ganz so reibungslos läuft es oft nicht. Wie du Selbstzweifel, Überforderung und falsche Erwartungen Stück für Stück hinter dir lässt – und mit mehr Leichtigkeit ins Tun kommst. Spoiler: Quick-Fix-Lösungen wirst du hier nicht finden!
Stehst du dir womöglich selbst im Weg?
Meist sind es nicht der Algorithmus, das Sommerloch oder die Inflation, die uns als Selbstständige bremsen – sondern oft wir selbst und wie wir mit den Gegebenheiten umgehen. Wie du denkst, fühlst und handelst, entscheidet darüber, ob du dir weiterhin selbst im Weg stehst – oder ob du kreative Lösungen findest und wirklich vorankommst.
Lass uns fünf klassische Selbstsabotage-Muster anschauen und herausarbeiten, wie du dich daraus befreien kannst. Bitte beachte, dass ich keine Quick-Fix-Lösungen parat habe. Selbstsabotage-Muster aufzulösen, ist ein Prozess, der Zeit und viel Selbstreflexion braucht. Es kann schnell Durchbrüche geben – manche Veränderungen können aber auch Jahre dauern. Du darfst also nachsichtig mit dir sein.
1. Selbstzweifel: Lass deine:n innere:n Kritiker:in reden
„Bin ich gut genug?“, „Kann ich das schaffen?” – diese Fragen kennt fast jede:r Selbstständige. Wenn du glaubst, du bist mit solchen Selbstzweifeln alleine, kann ich dich beruhigen: Ich kenne sie von mir selbst und von den unzähligen selbstständigen Frauen, die ich in den letzten zehn Jahren im 1:1-Coaching begleiten durfte. Jede von ihnen hat Unsicherheiten, jede von ihnen hat Zweifel.
So gehst du konstruktiv mit Selbstzweifeln und Unsicherheiten um:
Der erste Schritt besteht darin, deinen Selbstzweifeln auf die Schliche zu kommen. Was denkst du wirklich über dich und deine Arbeit? Schreibe dazu deine Gedanken ohne Zensur und frei von der Leber weg auf. Dazu kannst du die folgenden Selbstreflexionsfragen nutzen:
- Was sagt die kritische Stimme in mir immer wieder? Was bemängelt sie? Was wirft sie mir vor?
- Hat die kritische Stimme wirklich Recht oder ist sie lediglich eine alte Leier, die nichts mit den Tatsachen zu tun hat?
Lege dir im nächsten Schritt einen neuen Glaubenssatz zurecht, für den du ab sofort bewusst Beweise sammelst, z. B.: „Ich lerne zu sehen, dass ich einen Unterschied im Leben meiner Kund:innen mache” oder „Ich lerne meine Stärken und Erfolge mehr und mehr zu sehen”. Sammle so viele Beweise wie möglich für deinen neuen Glaubenssatz!
Hierfür kannst du einen Ordner anlegen, in dem du Kund:innenfeedback, Komplimente und Erfolge sammelst. Auch kleine Erfolge sind Erfolge! Führe dir selbst wieder und wieder vor Augen, dass der neue Glaubenssatz wahr ist.
Und: Fühle die Gefühle, die mit der kritischen Stimme einhergehen. Das ist oft leichter gesagt als getan, aber es lohnt sich! Denn an jedem „Ich bin nicht gut genug” hängt ein Gefühl, das gefühlt werden will. Bitte versuche nicht, diese unangenehmen Gefühle wegzujournaln, wegzumeditieren oder wegzujoggen etc. – lerne, dich stattdessen mit deinen eigenen herausfordernden Gefühlen selbst zu halten, die Tränen laufen zu lassen, den Schmerz zu spüren. Wenn du eine echte Veränderung willst, reicht es nicht, an deinen Gedanken zu arbeiten. Dann geht es darum, dich liebevoll deinen Gefühlen zu stellen. Etwas, das auch in der Arbeit mit meinen Coachees sehr gut funktioniert.
Schließlich: Handle neu! Lass dich nicht von Selbstzweifeln und Unsicherheiten leiten – sondern von Mut. Frage dich: Was würde die mutige und selbstbewusste Version von mir in der Situation xy tun? Würde sie das Posting in der Schublade verschwinden lassen oder würde sie es posten? Würde sie den Preis niedriger machen oder ihn erhöhen? Würde sie sich trauen, sich selbst als Interviewgast ins Spiel zu bringen, oder würde sie es sein lassen? Du darfst Angst haben – und es trotzdem tun!
Diese 3 Schritte - Selbstzweifel anerkennen, Gefühle fühlen und neu handeln – bringen dich mit der Zeit zu neuem Selbstvertrauen und einem gestärkten Selbstwertgefühl. Ich bin diesen Weg selbst gegangen, begleite meine Coachees dabei und weiß, dass er echte Veränderung ermöglicht.
2. Erlaube dir deine eigene Definition von Erfolg
Vielleicht hast du auf Social Media auch schon Sätze gehört wie: „Wenn du nicht 10.000 € im Monat machst, ist es keine echte Selbstständigkeit, sondern nur ein Hobby.“ Solche Maßstäbe sind Quatsch, weil sie völlig ignorieren, dass jede:r Selbstständige über unterschiedliche Ressourcen verfügt, unterschiedliche Bedürfnisse hat und dass Erfolg höchst individuell ist.
Gerade am Anfang einer Selbstständigkeit zählt nicht die perfekte Umsatzkurve, sondern dass du innerlich wächst und in der Folge auch dein Business. Unabhängig davon, ob du am Anfang stehst oder bereits seit Jahren selbstständig bist: Du darfst dir deine eigene Definition von Erfolg erlauben. Zugegeben, es ist nicht immer leicht, sich gegen die Stimmen von außen abzugrenzen, aber es lohnt sich daran zu arbeiten und mehr und mehr zu dir selbst zu finden. Dazu kannst du dich fragen:
- Wie viel Geld brauche und will ich monatlich wirklich, jetzt und in Zukunft – und das ganz unabhängig von anderen Stimmen?
- In welcher Hinsicht setze ich mich immer wieder selbst unter Druck, obwohl ich eigentlich Zeit habe?
- An welchen Stellen vergleiche ich mich mit anderen Selbstständigen, die bereits viel länger am Markt sind als ich?
3. Hab Vertrauen: Du bist genau da, wo du sein sollst
Das führt uns zum dritten Punkt in Sachen Selbstsabotage. Der Glaube, es müsste alles schneller gehen.
„Ich sollte schon mehr Follower haben.”
„Ich sollte schon mehr Geld verdienen.”
„Ich sollte schneller Kund:innen gewinnen.”
„Ich sollte schon weiter sein.”
Ja, es klingt wie ein Kalenderspruch, aber vertrau mir: Du bist genau an der Stelle, an der du sein sollst. Mit genau der richtigen Anzahl an Follower:innen. Mit genau dem richtigen Geldbetrag auf deinem Konto. Mit genau der richtigen Anzahl an Kund:innen.
Ich höre dich rebellieren und wiedersprechen: „Aber Steffi, ich will doch mehr! Ich brauche doch mehr!” – und ich verstehe dich. Aber es bringt nichts, wenn du gegen das, was ist, ankämpfst und dich dabei selbst klein machst und schlecht redest. Dein Timing ist genau richtig. Lerne es anzunehmen und zu verstehen, dass nachhaltiger Businessaufbau Zeit braucht.
Es ist viel leichter und angenehmer, an deiner Selbstständigkeit zu arbeiten, wenn du lernst anzunehmen, was gerade ist. Raus aus dem Widerstand, rein in die Haltung „Es ist in Ordnung so.”
Meiner Erfahrung nach schaffen maximal zwei Prozent aller Gründer:innen innerhalb weniger Monate den Durchbruch und können sich komplett über die Selbstständigkeit finanzieren. Zwei Prozent! Das sind zwei Menschen aus hundert. Bei allen anderen, mich eingeschlossen, dauert es viel länger. Es hängt von deinen inneren und äußeren Ressourcen ab, z. B. deinem Selbstbewusstsein, deinen Kontakten, deinem Netzwerk, Erfahrungen etc. Die wenigsten bringen am Anfang genau die Mischung aus allem mit, die ihnen einen Raketenstart ermöglicht. Und das ist total in Ordnung!
Ich war die ersten 3,5 Jahre nebenberuflich selbstständig und würde es immer wieder so machen. Ich habe Zeit gebraucht, um in all die neuen Anforderungen und Rollen hineinzuwachsen, mein Selbstbewusstsein und Wissen in Sachen Sichtbarkeit und Marketing aufzubauen und mir einen Namen zu machen. Ich hatte anfangs kein Netzwerk, auf das ich mich berufen konnte, ein überschaubares Budget und war als Coach neu am Markt. Daraus eine profitable Selbstständigkeit zu bauen, braucht Zeit. Lass dir in der Hinsicht keinen Bären aufbinden und versuche nicht drei Jahre Businessaufbau in drei Monate zu packen. Das erschöpft und ist alles andere als nachhaltig. Bleib konstant im Tun, fordere und fördere dich und deine Arbeit wird Früchte tragen – in deinem Timing.
4. Befreie dich aus der Social-Media-Falle
Online sieht alles so einfach aus: schnelle Erfolge, neue Kund:innen quasi auf Knopfdruck, Reisen und Freiheit. Alles easy, alles leicht. Doch das ist nur ein Ausschnitt, das ist nur Marketing. Die Verzweiflung, den Papierkram, die Unsicherheiten, Selbstzweifel etc. - all das wird selten authentisch gezeigt. Sabotiere dich nicht selbst, indem du in die Social Media-Falle tappst. Es geht so schnell: Manchmal reichen Sekunden auf Instagram & Co. aus und es macht sich ein ungutes Gefühl breit. Vielleicht kannst du es erst gar nicht zuordnen, bis du später realisierst, dass du dich negativ mit den Hochglanzbildern aus dem Leben der anderen verglichen hast. Mir hilft es, bewusst auszusuchen, wer in meinem Feed erscheinen darf, und Accounts zu entfolgen, die mich negativ triggern. Suche dir lieber Vorbilder, die auch von den schwierigen Phasen in der Selbstständigkeit erzählen. Denn bei keinem ist immer nur alles easy-peasy und eitel Sonnenschein.
5. Selbstorganisation: Lichte den To-Do-Dschungel
Sichtbarkeit, Verkaufen, Kundenservice, Buchhaltung, Steuern – und irgendwo dazwischen tummelt sich noch dein Privatleben. Was als große Freiheit daher kommt, ist im wahren Leben oft eher ein never ending To-Do-Dschungel. Gerade am Anfang einer Selbstständigkeit kann das alles überfordernd sein.
Du musst nicht alles sofort perfekt geregelt bekommen, du darfst dir auch hier Zeit lassen und die Dinge in deinem Tempo angehen. Hier hilft das Prinzip „Wichtiges vor Dringendem“:
- Wichtig: Sichtbarkeit, Verkauf, Service, Finanzen
- Dringend: alles, was brennt, aber keine langfristige Wirkung hat, folgt danach.
- Alles andere kommt später – oder gar nicht.
Mein Tipp: Das Wichtigste ist, dass du in Sachen Kundenpflege und Marketing/ Sichtbarkeit kontinuierlich am Ball bleibst. Denn deine bestehenden Kund:innen haben bereits bezahlt und verdienen einen Top-Service; durch Sichtbarkeit und Marketing sicherst du dir wiederum neue Kund:innen. Starte den Tag mit maximal drei klaren Aufgaben, die dich wirklich voranbringen, und erledige vor allem die unangenehmen Aufgaben, statt sie lange aufzuschieben.
Fazit: Raus aus der Selbstsabotage – dein Weg zu mehr Leichtigkeit
Wir fassen also zusammen:
- Erkenne deine Blockaden, statt sie wegzuschieben – du kannst dich aktiv entscheiden, an ihnen zu arbeiten, und in einem Jahr an einem ganz anderen Punkt stehen als heute.
- Arbeite in kleinen, machbaren Schritten – du hast Zeit!
- Setze Prioritäten und feiere auch kleine Fortschritte.
Eine Selbstständigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon mit Kurven, Steigungen, wunderschönen Aussichten und – ganz wichtig – auch Pausen. Du darfst stolpern. Du darfst anhalten. Du darfst dein Tempo selbst bestimmen. Geh dir selbst aus dem Weg, hol dich selbst an deine Seite und mache heute den nächsten kleinen Schritt. Und dann den nächsten und nächsten und nächsten ...