So meisterst du die mündliche Approbationsprüfung
Die schriftliche Approbationsprüfung ist bestanden. Jetzt hast du es fast geschafft! Wir verraten dir, wie die mündliche Prüfung abläuft, und haben drei Tipps für dich, wie du dich am besten vorbereitest und auch in der Prüfungssituation souverän und entspannt bleibst. Viel Erfolg!
Durch das Lernen für die schriftliche Prüfung bist du in vielerlei Hinsicht schon gut auf die mündliche Prüfung vorbereitet – und doch gibt es durch die Rahmenbedingungen deutliche Unterschiede.
Wie sehen die Rahmenbedingungen aus?
Die mündliche Prüfung besteht aus zwei Teilen:
- Einer 30-minütigen Einzelprüfung
- Einer Gruppenprüfung mit bis zu vier Prüflingen, die ca. 120 Minuten dauert
Die Prüfungskommission besteht aus vier Mitgliedern:
- Kommissionsvorsitz: ein:e Psychologische:r Psychotherapeut:in bzw. ein:e Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:in, der/die für das jeweilige psychotherapeutische Verfahren qualifiziert und als Supervisor:in anerkannt ist
- Beisitzer: mindestens zwei weitere Psychologische Psychotherapeut:innen bzw. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen
- Ärztliche:r Prüfer:in: mit Weiterbildung in Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder Psychotherapeutischer Medizin, der/die an einer Ausbildungsstätte lehrt
Zwei der Prüfer:innen dürfen nicht im eigenen Ausbildungsinstitut lehren. Auch dein:e Selbsterfahrungsleiter:in darf nicht Mitglied der Prüfungskommission sein.
Was wird geprüft?
Da das Sprechen, Reflektieren und Diskutieren zu deinen täglichen Handwerkszeugen als Psychotherapeut:in gehört, ist die mündliche Prüfung bestens geeignet, um deine beruflichen Basiskompetenzen unter Beweis zu stellen. Die Note der mündlichen Prüfung geht sogar mit doppelter Gewichtung in die Gesamtnote ein. Aber das sollte kein Grund sein, besonders angespannt in die mündliche Prüfung zu gehen. Ganz im Gegenteil! Führe dir vor Augen, dass es in der mündlichen Prüfung weniger um „Richtig oder Falsch“ geht, sondern vielmehr darum, sich mit Kolleg:innen über einen Fall und fachliche Fragen auszutauschen.
In der mündlichen Prüfung erörterst du deinen Prüfungsfall. Die Prüfer:innen wollen z. B. sehen, dass du in der Lage bist, testdiagnostische Befunde zu beurteilen, differentialdiagnostisch Abwägungen zu treffen und ätiologische Zusammenhänge zu erkennen. Das Verfahren, das Gegenstand deiner vertieften Ausbildung war, findet dabei besondere Berücksichtigung. Die Prüfer:innen wollen sehen, dass du über vertiefte Kenntnisse und Fertigkeiten in dem Verfahren verfügst. Es ist darüber hinaus aber auch möglich, dass die Prüfer:innen Fragen zu anderen Verfahren stellen, ebenso wie zu Grundlagen der Prävention und Rehabilitation sowie allgemeinen, berufsrechtlichen und ethischen Regeln. Es kann daher sinnvoll sein, sich auch diese Grundlagen im Rahmen der Vorbereitung noch mal genauer anzusehen.
Um möglichst entspannt und souverän in die mündliche Prüfung zu gehen, haben wir noch drei Tipps für dich, die dir bei der Vorbereitung und in der Prüfungssituation helfen können:
1. Informiere dich, wie die Prüfungen am eigenen Institut ablaufen
Es gibt zwar allgemeingültige Bestimmungen, aber die individuellen Gepflogenheiten unterscheiden sich je nach Institut. Es lohnt sich daher, sich mit anderen Ausbildungsteilnehmenden und Lehrkräften auszutauschen, wie die Prüfungen am eigenen Institut ablaufen.
psylife-Praxistipp: An manchen Instituten besteht auch die Möglichkeit, im Vorfeld bei mündlichen Prüfungen zuzuschauen und sich so live einen Eindruck vom Ablauf zu machen (vorausgesetzt, alle Prüflinge haben dem zugestimmt). Frag doch mal am eigenen Institut nach, ob dies angeboten wird!
Informiere dich zudem, wer deiner Prüfung beisitzen wird: Mit welchen Patient:innengruppen arbeiten die Prüfenden? Haben sie ein thematisches Steckenpferd, zu dem sie vielleicht gerne mal Fragen stellen?
2. Nutze deine Prüfungsgruppe
Deine Prüfungsgruppe ist gleichzeitig deine Vorbereitungsgruppe. Ihr sitzt alle im selben Boot – und das könnt ihr nutzen! Bereitet euch gemeinsam auf die Prüfung vor. Lest eure Prüfungsfälle, diskutiert sie in der Gruppe und stellt euch gegenseitig Fragen. Wenn ihr offen, vertraut und kooperativ miteinander umgeht, wird sich das auch in der Gruppenprüfung positiv auswirken: Ihr seid entspannter und hinterlasst bei den Prüfer:innen einen guten Eindruck.
3. Präsentiere dich souverän
Verinnerliche dir noch mal: In der mündlichen Prüfung tauschst du dich mit Kolleg:innen über einen Fall aus. Diese innere Haltung kann dir helfen, etwas entspannter in die Prüfung zu gehen. Wähle zudem Kleidung, in der du dich wohl und kompetent fühlst.
Bei aller Vorbereitung wird es Fragen und Situationen geben, auf die du vielleicht nicht sofort eine Antwort weißt. Das ist absolut in Ordnung! „Einfach zu raten“ ist in der mündlichen Prüfung allerdings keine empfehlenswerte Strategie (im Gegensatz zur schriftlichen Prüfung), weil sie einen unsicheren Eindruck hinterlassen kann. Diese Verhaltensweisen können dir helfen, souverän aufzutreten:
- Zeige hinsichtlich deines Prüfungsfalls eine angemessen distanzierte und fachliche Haltung (auch wenn du den Fall über eine lange Zeit begleitet hast und gut kennst).
- Veranschauliche theoretische Zusammenhänge durch konkrete und prägnante Beispiele, z. B. aus deiner eigenen Praxis.
- Formuliere subjektive Meinungen sicher, aber abwägend („einerseits… andererseits“).
- Sei darauf vorbereitet, dass manche Prüfer:innen auch gerne mal ein kurzes Rollenspiel vorschlagen, und lass dich offen darauf ein.
Nutze auch hier im Vorfeld deine Vorbereitungsgruppe, um solche Situationen zu üben und durchzuspielen. Dann wirst du mit Sicherheit auch diesen letzten Meilenstein auf dem Weg zur Approbation meistern.
Zum Weiterlesen
Die Tipps sind der erweiterten und überarbeiteten 4. Auflage des „Repetitoriums“ entnommen, in dem du noch viele weitere Tipps rund um deine Approbationsprüfung findest. Das Repetitorium ist im Deutschen Psychologen Verlag erschienen (zu dem auch psylife.de gehört).