moodify – Das Tagebuch für mehr Selbstfürsorge im Alltag

moodify unterstützt die tägliche Selbstfürsorge für besseres körperliches und mentales Wohlbefinden. (Foto: Joanna Kosinska – Unsplash.com)

Egal ob Stimmungs- oder Aktivitätenprotokolle viele vorhandene Arbeitsblätter gleichen zu oft kopierten Word-Tabellen, fand Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Janine Selle. Daher entwarf sie kurzerhand ein eigenes Tagebuch für Selbstbeobachtung und -reflexion. Im psylife-Interview stellt sie dir moodify vor und erklärt, wie wir alle etwas mehr Selbstfürsorge in unseren Alltag bringen können.

Die Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Janine Selle hat moodify – das Tagebuch für mehr Selbstfürsorge im Alltag - entwickelt. (Foto: ©️Marko Bußmann - beauty-shooter.de)

Erzähl uns doch mal kurz: was ist moodify?

moodify ist ein Tagebuch zur Förderung der Selbstbeobachtung und Selbstreflexion im Alltag. Damit ist es möglich, sich selbst ein bisschen besser kennenzulernen, Energiefresser zu identifizieren, aber auch Erfolge und Stärken bewusster wahrzunehmen. Langfristig kann dies dazu anregen, Gedanken und Verhaltensweisen zu stärken, die einem guttun sowie jene abzubauen, die einem nicht guttun, was sich positiv auf das mentale und körperliche Wohlbefinden auswirkt.

Gutes und praktikables Design zeichnet moodify aus. (Foto: Junfermann Verlag)

Wie bist du auf die Idee gekommen?

Letztlich habe ich moodify entwickelt, weil ich mir so etwas immer wieder für meinen Berufsalltag gewünscht habe. Ich habe oft nach Ähnlichem gesucht und als ich nicht fündig geworden bin, habe ich mich irgendwann selbst darangesetzt.

Aufgaben und Übungen zur Selbstbeobachtung und Selbstreflexion sind in der Psychotherapie gang und gäbe. Viele Menschen nehmen zwar eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch mit dem festen Wunsch - am liebsten sofort - etwas zu verändern, aber so schnell geht das in der Regel gar nicht. Vielmehr muss man erst einmal ein besseres Verständnis für sich und seine Symptome und Beschwerden entwickeln sowie mögliche Zusammenhänge mit verschiedenen Situationen oder Erlebens- und Verhaltensweisen entdecken. Dafür ist es notwendig sich, seinen Körper, seine Symptome, seine Stimmung etc. genau zu beobachten, um so Schritt für Schritt mehr über sich zu erfahren. Mit den dafür zur Verfügung stehenden Arbeitsblättern war ich oft unzufrieden. Viele gleichen lieblos gestalteten oder zu oft kopierten Word-Tabellen, die dann in irgendwelchen Hosen- oder Handtaschen verschwinden und dort verloren gehen oder schlichtweg vergessen werden. Auch wenn es prinzipiell richtig ist, dass es zum großen Teil auf den Inhalt ankommt, wirkt sich ein gutes und praktikables Design eben auch auf die Mitarbeit und das Interesse aus.

Alle in moodify enthaltenen Aufgaben und Übungen hat die Psychotherapeutin so oder so ähnlich in ihren eigenen Therapien mit Patienten benutzt. (Foto: Daria Shevtsov – Unsplash.com)

Wie war dann dein Weg zum fertigen Buch?

Vor etwa zwei Jahren habe ich begonnen, mich auch auf einem eigenen Blog sowie auf Instagram für die Entstigmatisierung und eine verbesserte Aufklärung psychischer Störungen und Psychotherapie zu engagieren. Darüber ist der Junfermann Verlag auf mich aufmerksam geworden und sie haben Kontakt mit mir aufgenommen. Als ich ihnen von moodify (so hieß es allerdings damals noch nicht) erzählte, waren sie schnell angetan und eins führte zum anderen. Der Weg zur Entstehung eines Buches bzw. zur Veröffentlichung war sehr spannend und dabei habe ich viel gelernt. Wofür ich sehr dankbar bin, ist, dass der Verlag mir bei vielen Teilen des Buches freie Hand gelassen hat, sowohl was den Inhalt als auch das Layout betrifft. So hatte ich immer das Gefühl, dass ich wirklich das entwickle, was ich wollte.

Wie verwendest du moodify in der Therapie?

Alle in moodify enthaltenen Aufgaben oder Übungen habe ich in der Vergangenheit so oder so ähnlich sehr oft in meinen eigenen Therapien mit Patienten benutzt. Welche Übung, in welcher Form, in welcher Phase zu wem passt, ist natürlich super individuell.

Wie nehmen deine Patienten die Übungen an?

Auch das ist sehr individuell. Prinzipiell kann Psychotherapie jemanden sehr bereichern und positive Veränderungen mit sich bringen. Der Prozess ist aber dennoch oft kräftezehrend, mühevoll und manchmal auch nervig. Es ist nicht einfach, sich mit allen Aspekten seines Lebens zu beschäftigen, genau hinzuschauen und dann vielleicht auch noch etwas davon schwarz auf weiß festzuhalten. Daher habe ich vollstes Verständnis dafür, dass manche Patienten zunächst skeptisch auf verschiedene Übungen und Aufgaben reagieren. Das braucht Zeit und nicht alles funktioniert für jeden oder jede gleich gut.

In Bezug auf moodify bzw. das Thema Selbstfürsorge lässt sich sagen, dass Selbstfürsorge nach wie vor noch nicht das beste Image hat. Einige halten dies immer noch für unnötig, banal oder aber auch für etwas, was man sich nicht erlauben darf, einem nicht zusteht.

moodify ersetzt keine professionelle Hilfe, die man mit einer behandlungsbedürftigen Krankheit z.B. einer Depression unbedingt aufsuchen sollte. (Foto: Priscilla du Preez – Unsplash.com)

Gibt es Kontraindikationen?

Was mir vielleicht zu diesem Thema am wichtigsten ist zu sagen: Kein Tagebuch, kein Journal, kein Ratgeber ersetzt eine professionelle Hilfe. Wenn jemand unter einer behandlungsbedürftigen Krankheit leidet (auch wenn man sich nicht ganz sicher ist), sollte man immer persönlich eine diesbezügliche Fachkraft aufsuchen.

Für wen eignet sich moodify sonst noch?

Gute Frage. Tatsächlich habe ich jetzt viel über Psychotherapie geredet und ganz ursprünglich war auch moodify hauptsächlich dafür gedacht. Bei der Entwicklung ist mir jedoch aufgefallen, dass ich auch selbst gerne ein solches Tagebuch führen möchte, denn auch bei Psychotherapeuten kommt die Selbstfürsorge manchmal ganz schön kurz. Selbstfürsorge ist für alle Menschen wichtig, in jeder Lebenslage, zu jeder Zeit. Daher kann moodify sowohl vor, nach oder während einer Psychotherapie angewandt werden, aber auch völlig unabhängig davon. Es eignet sich für alle, die sich häufiger gestresst fühlen und die sich etwas besser kennenlernen und ihre Selbstfürsorge verbessern wollen. Ich bekomme diesbezüglich tolle Rückmeldung von den unterschiedlichsten Personen in den unterschiedlichsten Lebenslagen, was mich enorm freut. Gerade erst habe ich eine schöne Nachricht von einer jungen Frau bekommen, die moodify nun verwendet, um ihre kürzlich festgestellte Schwangerschaft zu begleiten. Dies helfe ihr einerseits in dieser Zeit besonders gut auf sich acht zu geben und andererseits gebe es ihr die Möglichkeit, Besonderheiten der Schwangerschaft zu notieren und langfristig festzuhalten.

Lass den Tag mit etwas Positivem ausklingen, indem du die Dinge, über die du stolz und für die du dankbar bist, schriftlich festhältst. (Foto: Pexels.com)

Benutzt du moodify auch selbst?

Ja, tatsächlich benutze ich seit einigen Wochen moodify auch selbst, in der Regel abends, wenn ich bereits im Bett liege. Der Selbstfürsorge-Basis-Check „ermahnt“ mich dann, worauf ich am nächsten Tag oder in den nächsten Tagen wieder mehr achten sollte. Ferner hilft es mir sehr, mit Hilfe des Stolz- und Dankbarkeitsabschnitts den Tag mit etwas Positivem ausklingen zu lassen.

Ich habe mich aber auch schon tagsüber, bspw. in der U-Bahn auf dem Nachhauseweg, dabei ertappt, wie ich daran gedacht habe, dass ich am Abend noch moodify ausfüllen werde und bin dann spontan eine Haltestelle früher ausgestiegen, um mich noch etwas mehr zu bewegen.

Schlaf, Ernährung, Bewegung… erhalte durch den Selbstfürsorge-Basis-Check einen guten Überblick über die Ausgewogenheit deiner Tagesaktivitäten. (Priscilla du Preez – Unsplash.com)

Was ist deine Lieblingsübung?

In moodify? Wahrscheinlich tatsächlich der Selbstfürsorge-Basis-Check. Dabei geht es darum am Ende des Tages (auf einem Balken) einzuschätzen, wie gut man in verschiedenen Selbstfürsorgebereichen auf sich geachtet hat – hinsichtlich Regelmäßigkeit, Menge und auch Ausgewogenheit. Die genannten Selbstfürsorgebereiche in moodify sind dabei: Schlaf, Ernährung, Trinken, Bewegung, positive Aktivitäten, Entspannung sowie ein liebevoller Umgang mit sich selbst. Die Anwendung ist sehr simpel und dennoch ist die Erkenntnis oft sehr groß.

Was steht als nächstes für dich an?

Oh, an Ideen mangelt es mir meistens nicht. Das ist übrigens auch immer ein gutes Zeichen dafür, dass es mir gut geht und ich gut für mich gesorgt habe. Langfristig könnte ich mir vorstellen noch eine Erweiterung oder Abwandlung von moodify zu entwickeln, da ist noch so viel Schönes möglich.

Aktuell bin ich einfach sehr dankbar, dass aus dieser Idee ein so hübsches Buch entstanden ist und ich freue mich so sehr über all die Nachrichten und Rückmeldungen, die ich erhalte. Ich wünsche mir, dass die Themen Selbstfürsorge und mentale Gesundheit die Beachtung bekommen, die sie verdienen und dass moodify in Hände gelangt, wo es helfen kann.