Coaching-Q&A: Wie kann ich die Qualität meiner Coachings sicherstellen?

Eine junge lockige Frau, die den Daumen nach oben streckt und lächelt

Die Arbeit als Coach:in ist anspruchsvoll und komplex. Du hast es mit unterschiedlichsten Menschen zu tun und begleitest sie in Veränderungsprozessen. Dabei ist jeder Mensch anders, hat andere Bedürfnisse und Ziele. Bei all der Komplexität ist es wichtig, die Qualität deiner Coachings hochzuhalten. Ich zeige dir 4 konkrete Impulse für deine Praxis.

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Bevor wir zu den Tipps kommen, wie du die Qualität deiner Coachings sicherstellen kannst, lass uns kurz einen Blick darauf werfen, was qualitativ hochwertiges Coaching eigentlich bedeutet. Qualitativ hochwertiges Coaching zu definieren, ist wichtig und gleichzeitig schwierig, denn wer darf bzw. soll den Maßstab setzen? Eine Antwort auf diese Frage fand ich vor Jahren in einem sehr empfehlenswerten Buch von Svenja Hofert.

In „Hört auf zu coachen! Wie man Menschen wirklich weiterbringt” definiert sie ihren Flexi-Coachingansatz und spricht sich klar dafür aus, dass Coaching unendlich viele Gesichter haben kann, je nachdem mit welchen Coachees man es zu tun hat. Ein Coaching, das Menschen wirklich erreicht – also gutes Coaching -, müsse ihrer Ansicht nach auf die individuellen Voraussetzungen und auf die Persönlichkeitsstruktur des Adressaten abstimmt sein. Nur so könne Coaching effektiv sein.

Als Minimaldefinition für qualitativ hochwertiges Coaching schlage ich an Svenja Hoferts Konzept angelehnt vor, dass gutes Coaching ein Coaching ist, womit du deine Kund:innen wirklich erreichst und ihnen somit die Möglichkeit bietest, dass sie durch deine Unterstützung ihre selbst gesteckten Ziele erreichen können.

Wie kannst du das sicherstellen? Ich zeige dir 4 Tipps, die du sofort umsetzen kannst.

 

1. Selbstreflexion

Selbstreflexion ist meiner Meinung nach eines der wichtigsten Tools, womit du die Qualität deiner Coachings sicherstellen kannst. Folgende Fragen kannst du dir dazu stellen:

  • Wie zufrieden sind meine Coachees mit meinen Coachings?
  • Erreichen sie durch meine Unterstützung ihre Ziele?
  • Wie fühlen sich die Coachingprozesse für mich selbst an? Habe ich Freude daran oder fühle ich mich oft gestresst/frustriert/unsicher?
  • Was kann ich tun, um meine Coachings zu verbessern?
Ein aufgeschlagenes Notizbuch, eine Tasse, ein Stift und eine Pflanze auf einem Holztisch

Ehrlich dir selbst gegenüber zu sein, ist dabei wichtig. Ich behaupte, dass wir es als Coach:innen spüren, ob die Coachingprozesse mit unseren Kund:innen gut laufen. Umso wichtiger ist es zu reagieren, wenn du selbst das Gefühl hast, dass etwas nicht rund läuft. Das kann inhaltlicher Art oder zwischenmenschlicher Art sein, zum Beispiel, wenn es auf der Beziehungsebene zwischen dir und deiner bzw. deinem Coachee hakt. Dann heißt es aus Gründen der Professionalität, dich und das Coaching zu reflektieren und ggf. Schritte einzuleiten, um eine Kurskorrektur herbeizuführen, zum Beispiel durch ein offenes Gespräch. Später kommen wir in dem Zusammenhang noch auf einen weiteren wichtigen Punkt.

 

2. Intervision

Auch der Austausch mit anderen Coach:innen kann dir Inspiration und Input für die Verbesserung deiner Coachings bieten:

  • Wie arbeiten andere?
  • Was funktioniert bei ihnen besonders gut?
  • Was nicht?
  • Wie gestalten sie die Coachingprozesse, worauf achten sie dabei?
  • Welche Tools und Strukturen nutzen sie, um ihre Kund:innen bestmöglich zu begleiten?

Welche Fragen fallen dir darüber hinaus noch ein, die dich interessieren? Antworten darauf zu bekommen, kann deinen Coaching-Horizont stark erweitern und somit die Qualität deiner Coachings positiv beeinflussen. Du kannst dafür ein oder zwei Kolleg:innen finden und euch regelmäßig zu euren Coachings austauschen. Achtet darauf, dass jede:r von euch Raum für die eigenen Themen und Herausforderungen bekommt und bleibe dir bei allem Input auch selbst treu, denn was für andere funktioniert, muss nicht auf dich zutreffen.

 

3. Supervision

Supervision unterstützt dich dabei, dich und deine Arbeit als Coach:in weiterzuentwickeln. Supervision wird häufig von Coach:innen in Anspruch genommen, wenn sie zum Beispiel in ihrer Arbeit inhaltlich an Grenzen kommen, es einen Konflikt mit einer oder einem Coachee gibt oder der Coachingprozess einfach nicht laufen will.

Aber es muss kein Problem vorliegen, um deine Coachings mit einem/einer Supervisor:in zu besprechen. Womöglich gibt es Phasen, in denen dir die Perspektive einer erfahrenen außenstehenden Person einfach guttut und mit der du deine Coachings reflektieren kannst.

Anders als bei der Intervision stehst du im Mittelpunkt und wirst beraten. Du bist nicht gefordert, die Prozesse von Kolleg:innen zu reflektieren.

 

4. Hole Feedback deiner Coachees ein

Du erinnerst dich bestimmt: gutes Coaching ist Coaching, dass Menschen wirklich erreicht. Und wer kann uns die Frage, ob das Coaching ihn oder sie wirklich erreicht und weiterbringt, besser beantworten als unsere Kund:innen selbst? Niemand.

Eine Frau drückt auf eine Türklingel, sie ist von hinten zu sehen, links steht eine Pflanze

Es kann Überwindung kosten, die eigenen Coachees nach Feedback zu fragen, denn schließlich kann das bedeuten, dass auch Kritik kommt. Doch ich behaupte: nur, wer sich traut zu fragen, hat die Chance, die Qualität des Coachings für die jeweilige Coachee wirklich begreifen zu können. So sinnvoll Selbstreflexion, Inter- und Supervision sind: am Ende entscheiden unsere Kund:innen zu einem großen Teil über die Qualität unserer Arbeit.

Hole Feedback nicht nur am Ende der Zusammenarbeit ein – mache es während des Coachingprozesses! Warum ist das wichtig? Nur, wenn du während des Coachingprozesses nach Feedback fragst, kannst du den Kurs noch korrigieren. Ist das Coaching abgeschlossen und dein/e Coachee sagt dir, was er/sie sich anders gewünscht hätte, ist es zu spät. Mit diesem Menschen kannst du es nicht mehr besser machen und wer weiß, welche Bedürfnisse die nächste Kund:in hat? Ihr können wiederum ganz andere Dinge wichtig sein.

Ein weiterer Vorteil: Indem du bereits während des Coachings nach Feedback fragst, ziehst du deine Coachees in die Mitverantwortung für ihren Teil am Erfolg des Coachings. Sie haben so die Möglichkeit, Bedürfnisse und Änderungswünsche zu formulieren, wodurch du noch besser auf ihn oder sie eingehen kannst.

Folgende Fragen kannst du während des Coachingprozesses stellen:

  • Zu Beginn eines Termins: Was ist dir heute besonders wichtig?
  • Wie zufrieden bist du bisher mit unserer Zusammenarbeit?
  • Was bietet dir den größten Mehrwert?
  • Falls du nicht so zufrieden bist, was fehlt dir? Was wünschst du dir?
  • Hast du das Gefühl durch das Coaching auf dem richtigen Weg zu sein?
  • Am Ende eines Termins: Was hat dich heute am meisten unterstützt?

Auch wenn es dich Überwindung kostet, deine Kund:innen proaktiv um Feedback zu bitten, möchte ich dich dazu ermutigen: Es ist nicht nur sehr professionell, lädt deine Coachees dazu ein, das Coaching aktiv mitzugestalten und zeigt dir Entwicklungsmöglichkeiten auf, sondern bietet dir die größte Chance, die Qualität deiner Coachings zu gewährleisten – so unterschiedlich deine Coachees auch sein mögen.

 

Zum Weiterlesen:

[Werbung] Svenja Hofert (2017). Hört auf zu coachen! Wie man Menschen wirklich weiterbringt. München: Kösel.

 

Du hast Fragen rund ums Coaching? Dann schick uns eine E-Mail an redaktion@psylife.de oder schreib uns auf Social Media. In unserem Format „Coaching-Q&A“ wird Stefanie Jungbauer deine Fragen aufgreifen und dir Tipps aus ihrer Coaching-Praxis verraten. Du findest alle Teile der Reihe hier.