Praxisgründung: Woraus besteht eine Praxis und wie viel kostet der Aufbau?

Träumst du manchmal von einer eigenen Praxis? Vielleicht hast du schon die passenden Räume dazu gefunden? Dann ist es höchste Zeit, dir Gedanken darüber zu machen, was du für deine Praxiseröffnung alles brauchst – und wie viel das eigentlich alles kostet. Hier erfährst du, worauf du achten solltest.

Wenn du eine Psychologische oder Psychotherapeutische Praxis gründen willst, musst du dir erst mal über die „basics“ Gedanken machen. Und dazu zählt – wenn du erst mal einen Standort und die geeigneten Räume gefunden hast – vor allen Dingen die Frage, was du eigentlich an Einrichtungsgegenständen und an sonstigen Materialien brauchst, um eine Praxis eröffnen zu können.

Auf die Räumlichkeiten kommt es an

Bei der Einrichtung einer PT-Praxis ist vor allem zu unterscheiden, wie viele Räume dir zur Verfügung stehen und in welchem Stil du diese möblieren möchtest. Das Wichtigste ist natürlich der Therapieraum: Sessel, Stühle, gegebenenfalls eine Couch, ein oder mehrere (Beistell-)Tische, Regale, Schrank, Teppich, eventuell eine Flipchart, Video(-kamera). Nicht zu vergessen Deko-Artikel, damit du und deine Patient*innen sich in dem Raum wohlfühlen.

Wenn deine Praxis etwas großzügiger ist, hast du vielleicht ein extra Büro (sofern du das nicht in deinem Praxisraum unterbringen willst oder kannst). Dafür benötigst du meistens einen Schreibtisch inkl. Schreibtischstuhl, einen abschließbaren Aktenschrank, Regale, Computer (mit Internetanschluss), Telefon mit Mailbox, Papierkorb, Schredder, etc. Wenn du eine Kassenzulassung hast, kommst du um ein Chipkartenlesegerät nicht herum.

Denke auch ans Wartezimmer (oder die Wartezone). Dafür benötigst du Stühle, Tischchen, Garderobe, Ablage für Infos, usw. Auch ein Zugang zur Toilette sollte vom Wartezimmer aus möglich sein. Wenn du eine Gruppenpraxis gründen willst, hast du vielleicht auch an eine kleine Teeküche gedacht mit Kühlschrank, Herd/Mikrowelle, Kaffeemaschine und Sitzmöglichkeiten.

Hinzu kommen bei der Gründung einer Praxis noch Werbematerialien: Praxisschild(er), Flyer, Visitenkarten, Anzeigen etc. - und nicht zu vergessen - Verbrauchsmaterialien: Briefpapier und -umschläge, Büromaterial, Stempel, Porto, Papierhandtücher, Toilettenpapier etc.

Wieviel kostet die Gründung einer Psychologischen Praxis?

All das kostet natürlich Geld – und zwar nicht zu knapp. Allerdings heißt es im beruflichen Umfeld vieler Deutscher immer noch: „Über Geld spricht man nicht“. Und gerade auch im Bereich der Selbständigen wird viel „geflunkert“ – entweder wird heillos übertrieben oder – nach dem Motto „Jammern gehört zum Handwerk“ – alles klein gerechnet. Genau um dieses Thema soll es hier gehen: Geld. Denn alle selbständigen Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen verbindet, dass sie bei der Praxisgründung auf kurz oder lang nicht drum herumkommen, sich mit den betriebswirtschaftlichen Aspekten auseinanderzusetzen.

Menschen sitzen vor ihrem Computern

Gründungsinvestition und Finanzierung

Was könnte die Gründung einer eigenen Praxis kosten? Zuerst solltest du dir genau überlegen, was auf jeden Fall neu angeschafft werden muss oder was du eventuell aus deinem privaten Besitz in den Praxisbestand überführen könntest  z.B. Computer, Bibliothek, Tests etc.  all das, was sich während der Ausbildung angesammelt hat und du für den Anfang in der neuen Praxis verwenden könntest. Vielleicht gehört auch der schöne alte Sekretär aus dem Familienschatz dazu oder die Garderobeneinrichtung für die Wartezone, die für den Anfang ausreicht. Das sind schließlich Geldwerte, die aus dem Privatvermögen ins Betriebsvermögen übertragen werden. Aber bei den meisten fehlt dann noch jede Menge, was zu kaufen ist – von den Sesseln, über den Schreibtisch, bis hin zu dem neuen Drucker, dem abschließbaren Schrank und den Stühlen fürs Wartezimmer – wie oben beschrieben.

Wie finanzierst du all die Dinge, die du brauchst? Oder anders: Woher kommt das Geld? Ist es unter Umständen nötig, einen Kredit aufzunehmen, hast du privat angesparte Reserven, die du mit einbringen könntest oder ist es möglich, Fördermöglichkeiten zu beantragen und zu nutzen? Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen könnte eine Existenzgründungs- und Aufbauberatung helfen. Diese unterstützt dich dabei, bei den anfallenden Kosten und Einnahmen auch wirklich nichts zu übersehen und später nicht unangenehm überrascht zu werden.

Businessplan

Um professionell und auch überzeugend gegenüber potenziellen Geldgeber*innen auftreten zu können, ist die Erstellung eines Businessplans empfehlenswert. Dieser sollte neben Angaben zur Person und Qualifizierung die geplanten Einnahmen und Ausgaben detailliert gegenüberstellen. Er sollte klar strukturiert, übersichtlich, allgemeinverständlich und aussagekräftig sein, nicht weniger als 10 Seiten und nicht mehr als 25 Seiten lang sein. Bei dessen Erstellung solltest du dir auch nochmal die allgemeinen Ziele des wirtschaftlichen Handelns bewusst machen, die man im Wesentlichen unter drei Punkten zusammenfassen kann: Liquidität, Rentabilität und Sicherheit. Unter Liquidität versteht man die kurz- und langfristige Zahlungsfähigkeit. Wenn du Miete, Nebenkosten und andere laufende Kosten und nötige Investitionen nicht mehr bezahlen kannst, dann droht der Konkurs bzw. die Insolvenz. Rentabilität meint den angemessenen materiellen Erfolg deiner beruflichen Tätigkeit. Eine gewisse Höhe an dieser Ertragsstärke ist schließlich die Grundlage für deinen Lebensunterhalt und die Weiterentwicklung deiner Praxis. Liquidität und Rentabilität sind also wesentlich für das langfristige Bestehen deiner Praxis verantwortlich, was unter Sicherheit als drittem Ziel zusammengefasst ist.

Einnahmen – Ausgaben = Überschuss

Nach über dreißig Jahren Existenzgründungsberatung von Psycholog*innen und fast 400 Seminaren in diesem Bereich, kann ich sagen, dass bei ca. 80% aller Gründer*innen der Aufbau einer Psychologisch-/Psychotherapeutischen Praxis zwischen 5.000 und 50.000 € kostet. Das hängt natürlich in einem hohen Maß davon ab, wo die Praxis liegt (Standortwahl), wie teuer dein „Stil“ ist, aber auch mit welcher Klientel du arbeiten möchtest (Zielgruppe). Dabei sind die Kosten für die Übernahme eines Kassensitzes nicht eingerechnet. Und wenn du vieles aus deinem Privatvermögen in dein Betriebsvermögen überführst (z.B. Möbel, Bibliothek, Tests etc.) und die Renovierung der Praxisräume selbst übernimmst, kannst du es auch günstiger hinbekommen.

In unserer downloadbaren Tabelle (siehe unten) kannst du dir am Beispiel des Behandlungszimmers einen Eindruck davon machen, wie detailliert die Planung aussehen sollte. Damit ist mit „Kosten minimal“ die sparsame und vorsichtige Ausstattungsvariante gemeint, reichlich und bequem ist unter "Kosten optimal“ zusammengefasst.

Hinzu kommen dann noch die eventuellen Kosten für Wartezimmer, Büro, Teeküche, Werbung und Kassensitz. Neben diesen Kosten für Infrastruktur sollte auch ein Puffer für Unvorhergesehenes von 10-25% eingeplant werden.

Generell kann man sagen: Je genauer du die passenden Vorstellungen von deiner Praxis entwickelst, umso größer ist die Chance, dass daraus eine erfolgreiche Existenzgründung wird.

Anhang Größe
Tabelle zur Finanzplanung 161.26 KB

Zum Weiterlesen

[Werbung] Gross, Werner: Erfolgreich selbständig – Gründung und Führung einer psychologischen Praxis. Berlin, Heidelberg 2016 (Springer), 2. Auflage.